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SPD vorne, Grünen-Hype vorbei

WAHLEN Parteienforscher sieht bislang keine Wechselstimmung in Berlin

Knapp fünf Wochen vor der Abgeordnetenhauswahl am 18. September sieht der Parteienforscher Oskar Niedermayer keine Anzeichen für Wechselstimmung in Berlin. „Wenn nicht plötzlich noch ein großer politischer Skandal enthüllt wird, hat die SPD mit ihrem Spitzenkandidaten Klaus Wowereit gute Chancen, erneut stärkste Partei zu werden“, sagte Niedermayer am Dienstag. Daran ändere auch die Tatsache nichts, dass viele Menschen noch unentschieden seien.

Der „Grünen-Hype“ aus dem Herbst vergangenen Jahres sei wie erwartet vorbei. „Der Spannungsbogen, der mit der Spitzenkandidatur von Renate Künast aufgebaut wurde, konnte nicht aufrechterhalten werden“, sagte Niedermayer. Dazu habe auch beigetragen, dass die „Konjunktur grüner Themen“ nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima und dem Beschluss zum Atomausstieg ihren Höhepunkt überschritten habe.

Allerdings sollte sich Künast nach Auffassung des Parteienforschers vor einer eindeutigen Koalitionsaussage zugunsten der SPD hüten. Die Umfragewerte der Parteien lägen so dicht beieinander, dass es unklug wäre, Optionen von vornherein auszuschließen. Besser sei es deshalb, eine Koalition mit der SPD als klare Präferenz vorzugeben und deutlich zu machen, dass ein Zusammengehen mit der CDU nicht die Wunsch-Konstellation sei.

Die CDU tue hingegen gut daran, sich nicht bei den Grünen anzubiedern, sondern auf die eigene Stärke zu setzen, sagte der Politologe.

Dass auch die Linkspartei als politische Option noch nicht abgeschrieben werden dürfe, sei für ihn „nicht überraschend“, sagte Niedermayer. Umfragen zufolge liegen Grün-Schwarz und Rot-Rot derzeit dicht beieinander. Die bisherige Linken-Schwäche führte der Wissenschaftler unter anderem darauf zurück, dass ein Teil ihrer Sympathisanten im Osten die SPD als „kleineres Übel“ wähle, um Künast zu verhindern. (dapd)

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