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Franzosen geben USA die Schuld an der Krise

SCHULDEN Die französische Arbeitgeberchefin betrachtet die Euro-Krise als Komplott aus den USA

„Europa wird wegen seiner Stärke angegriffen“

FRANZÖSISCHE ARBEITGEBERCHEFIN

PARIS taz | Laurence Parisot sorgt für Aufsehen. In einem Interview mit der Zeitung Le Figaro macht die französische Arbeitgeberpräsidentin hinter der Eurokrise ein Komplott aus den USA aus. „Nachdem China die Vereinigten Staaten getadelt hatte, wollten die Amerikaner den Schwarzen Peter an Europa abschieben“, vermutet sie. Zu diesem Zweck seien in „orchestrierter Weise“ Gerüchte in Umlauf gesetzt worden.

Französische Banken gehören nach Ansicht der französischen Arbeitgeberpräsidentin zu den solidesten der Welt. Dennoch würden amerikanische Medien den bevorstehenden Untergang dieser oder jener Bank und gar das Ende der Eurozone ankündigen. Wenn von Anlegern und Analysten sehr beachtete Publikationen solche dramatischen Falschmeldungen verbreiteten, müsse man sich doch Fragen stellen, empörte sich Parisot. Ihr zufolge werde Europa nicht etwa angegriffen, weil der Staatenbund Zeichen der Schwäche zeige, sondern im Gegenteil „aus Neid“, weil er eben stark sei. Belege für ihre These liefert die Arbeitgebervorsitzende nicht. Das Interview dürfte an der diesjährigen „Sommeruniversität“ der französischen Arbeitgeber, die am heutigen Mittwoch beginnt, für sehr viel Gesprächsstoff sorgen.

Uneingeschränkt stellt sich Parisot im Namen ihres Verbands hinter die von der Regierung angekündigte Sparpolitik, die Staatsausgaben drastisch zu kürzen, anstatt die Abgaben zu erhöhen, wie es die Gewerkschaften fordern. Außerdem fordert sie die Regierung auf, bei Klein- und Mittelbetrieben die Steuernachteile gegenüber Großunternehmen zu beseitigen.

Parisot hat aber auch Lösungsvorschläge parat – auch wenn sie inhaltlich vage bleiben. Parallel zu Koordinationsbemühungen von Ministern auf Regierungsebene schlägt sie eine europaweite Harmonisierung der Besteuerung vor. Und auch die Arbeitgeberinteressen sollen länderübergreifend besser koordiniert werden. Am Vorabend des G-20-Gipfel in Cannes Anfang November hat sie deswegen die Vertreter der Unternehmerverbände der 20 größten Wirtschaftsmächte zu einem sogenannten „B 20“ (B für Business) ebenfalls an die Côte d’Azur geladen. Konkurrenz dürfe für die Unternehmer kein Hindernis sein, zu gemeinsamen Positionen zu finden, so Parisot. „Wir wollen zeigen, dass wir G-20-Unternehmer bereit sind, die 2008 von den Staatschefs eingeleitete Dynamik zu unterstützen.“

Für diese Initiative wird sich Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy besonders freuen. Immerhin war er es, der ihr die Idee mit dem B 20 zugeflüstert hat, berichtet zumindest die Wirtschaftszeitung La Tribune. RUDOLF BALMER

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