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Schwer zu treffen

NORDKOREA Regierung in Pjöngjang nennt Hackervorwürfe im Fall Sony absurd. Gemeinsame Untersuchung mit USA angeboten

Wie beweiskräftig die Vorwürfe des FBI gegen Nordkorea sind, ist unter Experten umstritten

VON JUTTA LIETSCH

Berlin taz | Satire – vor allem, wenn sie sich gegen die Herrscherdynastie der Kims richtet – kommt in Pjöngjang gewöhnlich gar nicht gut an. Nachdem das FBI vergangene Woche behauptet hatte, nordkoreanische Hacker hätten die Firma Sony bedroht und dazu erpresst, ihren Film „The Interview“ nicht in die Kinos zu bringen, wies die nordkoreanische Regierung diese Anschuldigung jetzt in – relativ gemäßigten – Worten als „unbewiesen“ und „absurd“ zurück. In dem Film geht es um ein Komplott zur Ermordung des derzeitigen nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un durch Journalisten.

Nordkoreas Regierung schlug am Wochenende eine „gemeinsame Untersuchung des Falles“ durch die USA und Nordkorea vor, wie die amtliche Nachrichtenagentur KCNA meldete. Pjöngjang könne „beweisen, dass wir nichts damit zu tun haben – ohne auf Folter zurückzugreifen, wie das die CIA tut.“ Gleichzeitig ließ Nordkorea wissen, man werde „jenen unliebsamen Elementen, die so erpicht darauf sind, die Würde des höchsten Führung“ Nordkoreas „zu verletzten, niemals verzeihen“. Falls man sich aber entscheide, Vergeltung gegen diese „Elemente“ zu üben, würde man „nicht zu terroristischen Akten gegen unschuldiges Publikum in den Kinos“ greifen, sondern die Verantwortlichen direkt treffen. Die Armee des Landes habe „den Willen und die Fähigkeit“ dazu.

Als Beleg dafür, dass Nordkorea hinter dem Cyberangriff gegen Sony stecke, hatten US-Geheimdienstler laut New York Times und Al-Jazeera Ähnlichkeiten mit früheren Hackerattacken angeführt. Das FBI habe mehrere Internet-Protokoll-Adressen gefunden, die mit bekannten nordkoreanischen Einrichtungen verbunden seien. Einige der Indizien seien auch durch von der NSA eingeschmuggelte Soft- oder Hardware gewonnen worden. Allerdings sei Nordkorea ein besonders schwer zu treffendes Ziel, da sein eigenes Internet besonders wenig Berührungspunkte mit dem Rest der Welt habe – und nordkoreanische Cyberexperten relativ selten im Ausland reisen, weshalb man ihre USB-Sticks und Laptops beispielsweise schwerer mit Trojanern infizieren kann. Wie beweiskräftig die FBI-Vorwürfe sind, ist unter Experten umstritten.

Tatsächlich verfolgt Nordkorea seit vielen Jahren eine im internationalen Vergleich ungewöhnliche Cyberpolitik: So verfügt das Land über ein Intranet, das mit dem Ausland nicht vernetzt ist. Manche nordkoreanischen Hochschulen, Institute und militärische Einrichtungen etwa sind untereinander verbunden, ebenso gewisse Regierungsinstitutionen. Nur wenige Personen in Nordkorea haben aber die Erlaubnis, ins World-Wide-Web zu gehen. Häufig können auch diese Privilegierten nur E-Mails schicken und empfangen, aber nicht – oder nur sehr beschränkt – auf fremden Webseiten surfen. In den letzten Jahren gehörten ausländische Botschaften und die wenigen Hilfsorganisationen dazu.

Gleichzeitig fördert die Regierung die Ausbildung von Informatikern und Software-Entwicklern: Nordkorea exportiert längst Computerspiele, Online-Geodatenmanager und ähnliches in alle Welt. Zudem arbeiten nordkoreanische Software-Experten in China und anderswo im Ausland. Die nordchinesische Stadt Shenyang gilt als ein Zentrum nordkoreanischer Computerfachleute.

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