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Max Kruse, MittelfeldDer Ankurbler

Max Kruse

■ 23, wurde in Reinbek geboren und spielt nach drei Jahren bei Werder Bremen seit 2009 beim FC St. Pauli.  Foto: dpa

Dass er gut ist, das hat er schon immer gewusst. Max Kruse gehört zur Garde der extrem selbstbewussten Fußballprofis, mit Hang zur Selbstüberschätzung. Doch von Worten, denen keine Taten folgen, konnte am Sonntag am Millerntor keine Rede sein. Wie ein Duracell-Hase kurbelte der 23-jährige Mittelfeldmotor das Spiel des FC. St. Pauli unermüdlich auch noch dann an, als es beim Spielstand von 0:2 schon verloren schien.

Überraschende Spieleröffnungen, präzise Pässe und eine schier unglaubliche Präsens Kruses auf dem Platz waren der Garant dafür, dass die Hamburger das Spiel gegen den Tabellennachbarn 1860 München noch drehten. Für die Krönung seiner Leistung sorgte Kruse schließlich eine viertel Stunde vor Spielschluss, als er von der Mittellinie losmarschierte, die gesamte Abwehr der Münchner Löwen stehen ließ und schließlich präzise zum 4:2-Endstand abschloss. Schon sieben Minuten zuvor hatte „the man of the match“ sein Team mit einem platzierten Flachschuss erstmals in Führung gebracht.

Dass Kruse überhaupt noch dabei ist, ist nicht selbstverständlich. Nach dem Abstieg der Hamburger hatte Kruse deutlich gemacht, dass er für die zweite Spielklasse eigentlich viel zu gut sei. Doch die Einkäufer der Bundesligisten teilten diese Einschätzung nicht, sodass der Mittelfeldspieler für zwei Jahre bei den Kiezkickern verlängerte und damit in seiner Heimat blieb. Denn Kruse ist ein echtes Nordlicht: Geboren im nahen Reinbek und mit zehn Jahren zum SC Vier-und Marschlande gewechselt, ist der Fußballprofi fast ein Hamburger Jung, auch wenn er seinen ersten Bundesligaeinsatz im Trikot des Nordrivalen Werder Bremen feierte.

Vor der Saison verlieh Kruse seinem Selbstbewusstsein Ausdruck, indem er ankündigte, er wolle nun Führungsspieler werden. Trainer André Schubert nahm Kruse beim Wort und gab ihm mehr Verantwortung, indem er ihn vom Flügel ins zentrale Mittelfeld auf die Spielmacherposition beorderte. Dort zieht er seitdem die Fäden und trifft nach Belieben. Die beiden Treffer gegen 1860 München waren schon Kruses Tore vier und fünf in der noch jungen Saison.

Wem soviel gelingt, der kann sich schon einmal bescheiden geben. Und so lobte Kruse am Sonntag nicht sich selbst, sondern „die Moral dieser Mannschaft“ und wollte selbst sein Traumtor nur als tumbe Umsetzung einer Anweisung verstanden wissen: „Der Trainer sagte, wir sollen uns ein Herz fassen und versuchen, von der Mitte durchzulaufen – das habe ich gemacht.“

Dass sein Verein weiterhin auf einem Aufstiegsplatz steht, wundert Kruse nicht: „Wir haben eine hohe Qualität in der Mannschaft“, verkündet er mit breiter Brust. Wer Kruse kennt, der weiß, dass er damit zuallererst sich selber meint. MARCO CARINI

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