kabinenpredigt: Sarah BSC
Wie schön: ein Flugkopfball und ein 20-Meter-Drehschuss, beides in nur einem Spiel und auch noch von der richtigen Mannschaft, also Hertha, geschossen. Es könnte also alles so schön sein und die Kolumnistin ganz zufrieden in die neue Woche gleiten – tut sie aber nicht. Denn aus Langeweile besuchte ich nach dem Samstagsspiel die Hertha-Freundin-Seite im Internet (www.herthafreundin.de). Schon das hässliche blonde Zeichentrick-Püppchen, das Markenzeichen dieser Heimseite, ist widerlich und frauenfeindlich.
O. k., die Fotoserien der Spieler sind nicht schlecht, die Interviews mit ihnen bewegen sich jedoch auf Bravo-Niveau. Lieblingsmusik, Lieblingsfilm, Lieblingsessen.
Trotzdem war ich, weil Hertha schließlich gewonnen hat, noch gewillt zu denken: Na gut, das sind ja auch Fußballer und keine Geistesgrößen. Warum aber die Hertha-Freundin sich als Promopferdchen für eine blöde Musikgruppe namens Panda einspannen lässt, verstehe ich einfach nicht. Die Sängerin Anna vervollständigt den Halbsatz: „Hertha is jut weil …“ mit „ditt is klar … aus Berlin!!! Einfach fertich!“.
Vielleicht bin ich einfach zu alt. Aber eins weiß ich sicher: Auch Mädchen können denken. Viele sogar sprechen. In vollständigen Sätzen, und meistens steckt in diesen Sätzen sogar Inhalt und Witz. Bei Panda-Anna aber ist nur Quirl-Kacke im Kopp und darum heißt der aktuelle Song auch „Jeht kacken“. Von so einem Unsinn sollte Hertha schnell Abstand nehmen und an Mädchen glauben. Die sind nämlich nicht so doof und hirnlos, wie man bei Hertha anscheinend denkt. SARAH SCHMIDT
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