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Australien will Uran an Russland liefern

Kritiker befürchten, dass der nukleare Rohstoff für den Bau iranischer Atombomben weitergereicht wird

SYDNEY taz ■ Australien will künftig Russland mit Uran beliefern, das laut australischer Regierung „ausschließlich zur Stromproduktion im Inland“ verwendet werden darf. Ein entsprechender Vertrag wird heute am Rand des asiatisch-pazifischen Gipfeltreffens (Apec) in Sydney unterzeichnet. Vor wenigen Wochen hatte sich Australien entschieden, künftig nuklearen Brennstoff auch nach Indien zu verkaufen, und damit erstmals mit der Tradition gebrochen, Uran nur Ländern zu geben, die den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet haben.

Die Absicht Australiens, Uran in großen Mengen an Russland zu liefern, hat Kritiker aus der ganzen Welt in Alarmstimmung versetzt. Der kanadische Menschenrechtsanwalt Robert Amsterdam warnte, australisches Uran könne in iranischen Atombomben enden. „Herr Putin steht Schulter an Schulter mit Teheran“, so Amsterdam. Dass Russland den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet habe, bedeute nichts, so der Anwalt, der den inhaftierten russischen Milliardär Michail Chodorkowski vertritt.

Der russische Journalist Grigori Pasko warnt davor, dem „antidemokratischen und diktatorischen Regime“ unter Putin zu vertrauen. „Ich glaube keinen Moment, dass australisches Uran nur für friedliche Zwecke verwendet wird“, so Pasko, der vier Jahre lang in Russland in Haft saß, nachdem er über die illegale Entsorgung radioaktiver Abfälle berichtet hatte. Die grüne australische Parlamentarierin Christine Milne ist ebenfalls gegen den Uran-Deal. „Es geht nur darum, dass die großen Bergbaufirmen großes Geld machen können.“

Für den australischen Außenminister Alexander Downer sind Bedenken unbegründet. Er vertraue dem russischen Präsidenten und verweist auf das Sicherheitsabkommen zwischen den beiden Ländern, das Bestandteil des Abkommens sei. „Russland würde niemals auf die Idee kommen, den Vertrag zu brechen“, so Downer. „Ich glaube nicht, dass das Land zu einem Schurkenstaat werden möchte.“

Die Regierung von Premierminister John Howard ist fest entschlossen, den Verkauf des weltweit immer gefragter und teurer werdenden Rohstoffes zu beschleunigen. Bisher exportiert das Land Uranerz in 36 Staaten, die den Atomwaffensperrvertrag und ein Sicherheitsabkommen mit Australien unterschrieben haben. Wie China ist auch Russland stark an den Uranvorkommen Australiens interessiert. Australien hat keine Atomkraftwerke, kontrolliert aber mindestens ein Drittel aller auf der Welt bewiesenen Uranreserven. Das global größte, leicht abbaubare Urandepot liegt im Boden Südaustraliens. URS WÄLTERLIN

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