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Schnupperkurs „Chef“

SEITENWECHSEL Über das RISE-Programm des DAAD können Doktoranden einen ausländischen Forschungspraktikanten beschäftigen. Dabei lernen alle Beteiligten

In alle Richtungen

■ Auch (angehende) Akademiker, die selbst ins Ausland gehen möchten, können sich an den Deutschen Akademischen Austauschdienst wenden: Der DAAD ist die weltweit größte Förderorganisation für den internationalen Austausch von Studierenden und Wissenschaftlern. Mit mehr als 250 Programmen hat der DAAD im Jahr 2010 rund 74.000 Deutsche und Ausländer rund um den Globus gefördert. Seit seiner Gründung im Jahr 1925 hat der DAAD über 1,5 Millionen Akademiker im In- und Ausland unterstützt. Er wird als Verein von den deutschen Hochschulen und Studierendenschaften getragen.

VON LARS KLAASSEN

„Schon bevor es richtig losging, wurde es spannend“, erinnert sich Isabelle Thomé. „Der Rollenwechsel warf völlig ungewohnte Fragen auf.“ Weil sie einen Job zu vergeben hatte, galt es etwa, unter vielen Bewerbern einen geeigneten auszuwählen. „Die Auswahl war unerwartet groß, und ich musste mich damit auseinandersetzen, wer für mein Projekt geeignet ist.“ So schrieb Thomé einen kurzen Text über ihr Projekt, der weniger ins wissenschaftliche Detail gehen sollte als potenzielle Kandidaten zu interessieren: „Das war schwieriger als erwartet, hat aber auch den Blick auf mein Projekt geschärft.“

Gefördert werden vor allem Naturwissenschaften

Die Doktorandin an der RWTH Aachen hat 2010 an einem der RISE-Programme des Deutschen Akademischen Austausch Dienstes (DAAD) teilgenommen: „Research Internships in Science and Engineering“ besteht aus drei unterschiedlichen Bausteinen. Eines dieser Programme richtet sich an hiesige Doktoranden. Diese können beim DAAD einen Antrag auf Beschäftigung eines ausländischen Forschungspraktikanten stellen. Während sich viele hiesige Doktoranden mit ihrer Betreuung unzufrieden zeigen, können sie bei RISE einmal die Seiten wechseln. Sie betreuen Stipendiaten, die mindestens das zweite Jahr ihres Undergraduate-Studiums abgeschlossen haben. Gefördert werden die Fachgebiete Biologie, Chemie, Physik, Geo-, Ingenieur- und Lebenswissenschaften.

Die Praktikanten kommen aus den USA, Kanada oder Großbritannien. Sie bleiben zwei bis drei Monate und sollen die Doktoranden bei ihren experimentellen Arbeiten unterstützen. Umgekehrt sind die Mentoren für ihre Stipendiaten verantwortlich. Das erstreckt sich nicht nur auf die fachliche Arbeit, sondern auch auf andere Bereiche des Lebens. „Aufgrund seiner überschaubaren Deutschkenntnisse habe ich mit Paul – meinem Stipendiaten – im Laufe des achtwöchigen Aufenthalts ausschließlich Englisch gesprochen“, sagt Thomé.

Ob Behördengänge, Einkäufe oder Grillen: In den wenigen Wochen rücken Stipendiaten und Doktoranden meist eng zusammen. Das Beschnuppern fremder Kulturen findet auch im Job statt. „Sie an selbständiges Arbeiten heranzuführen gehörte zu unserer zentralen Aufgabe“, so Thomé. „Die Studierenden bringen relativ wenig Erfahrung in praktischer Arbeit mit.“

Das Feedback der Stipendiaten ist weitgehend positiv. „Jens und Daniel, die sich um mich kümmern, sind sehr freundlich und hilfsbereit“, betont etwa Emilia I. Wilk. Die angehende Ingenieurin kam im Januar von Kanada an die Universität Duisburg-Essen. Sie freut sich über die persönliche Unterstützung ihres Mentors und ist fasziniert von der anderen Arbeitskultur an deutschen Hochschulen: „In unserer wissenschaftlichen Gruppe wird sehr eng zusammengearbeitet, dass kannte ich in dieser Form aus meinem Bachelor-Studium in Kanada noch nicht.“

Das Altersgefälle zwischen Stipendiaten und Doktoranden ist meist gering. Die Besucher stehen in der Regel am Beginn der Twen-Jahre, ihre Mentoren sind nur etwa fünf bis zehn Jahre älter. „Das macht in solch einem intensiven Betreuungsverhältnis vieles einfacher“, sagt Michaela Gottschling, die beim DAAD die RISE-Programme betreut.

In den wenigen Wochen rücken Stipendiaten und Doktoranden meist eng zusammen

Die Doktoranden agieren sehr verantwortlich

In rund 90 Prozent der Fälle zeigten die Doktoranden ein hohes Verantwortungsbewusstsein, und alle Beteiligten seien rundum zufrieden. „Eben weil die Doktoranden nicht bloß sagen ,Hier ist dein Arbeitsplatz, lies dich mal ein‘, funktioniert das Ganze“, betont Gottschling. „Die Stipendiaten müssen zuerst an die Hand genommen und danach befähigt werden, eigene Schritte zu unternehmen.“

Die Nachfrage steigt seit der RISE-Gründung 2005 stetig an: 2011 bewarben sich mehr als 1.600 Studierende auf über 600 Praktikumsstellen im klassischen RISE-Programm. 306 Studierende werden dieses Jahr mit einem Stipendium nach Deutschland kommen.

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