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Randale nach Todessturz

KRAWALL Ein Angeklagter stürzt aus dem siebten Stock des Gerichts in Hameln und stirbt. Angehörige greifen Polizisten an

Bei Ausschreitungen nach dem tödlichen Sturz eines mutmaßlichen Räubers aus dem Hamelner Amtsgericht sind mehr als ein Dutzend Polizisten verletzt worden. Angehörige des Tatverdächtigen versuchten am Mittwoch, das Klinikum zu stürmen, in dem Ärzte vergeblich um das Leben des Mannes kämpften. Dabei wurden Polizisten vor dem Krankenhaus mit Pflastersteinen und Pfefferspray attackiert, sagte ein Polizeisprecher. 14 Beamte wurden verletzt. Hamelns Landrat Tjark Bartels (SPD) sprach von „hemmungsloser Gewalt“. Stadtsprecher Thomas Wahmes sagte, Hameln befinde sich nach den Gewalttaten „in einem schockähnlichen Zustand“.

Der mutmaßliche Räuber war nach Angaben der Staatsanwaltschaft Hannover aus dem siebten Stockwerk des Gerichts abgestürzt, als er versuchte, zu flüchten. Staatsanwalt Oliver Eisenhauer sagte, Zeugen hätten berichtet, dass der 26-Jährige sich während eines Gesprächs mit seinem Verteidiger auf dem Flur aus den Handfesseln befreit habe und dann aus dem Fenster geklettert sei. Beim Versuch, die Fassade hinab zu klettern, sei der Mann abgestürzt.

Die Gründe für die Ausschreitungen der Angehörigen sind nach Polizeiangaben noch immer unklar, weil bisher noch keiner der Randalierer vernommen wurde.

Die Hamelner Deister- und Weserzeitung zitierte Angehörige mit dem Vorwurf, der junge Mann sei an seinem Tod nicht selber schuld, sondern aus dem Fenster gestürzt worden. Die genauen Todesumstände werden nun von der Polizeiinspektion Hildesheim untersucht.  (dpa)

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