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EDITORIAL

Es ist in diesen Tagen nach den Terrorexzessen in Frankreich viel von den Werten der Freiheit und der Aufklärung die Rede. Gern werden diese dann als westliche Errungenschaften gelobt, die nicht zur Disposition stünden. Die Dokumentation des Folterprogramms, das in den USA zur Bekämpfung des islamistischen Terrors installiert wurde, schrumpft diese Art der Wertebeschwörung zu einer beinahe wertlosen Floskel zusammen. Heute erscheint der vom US-Senat bestellte Bericht zu den „verschärften Verhörmethoden“ der CIA auf Deutsch.

Für die taz ist dies Anlass, dem Thema Folter ein Dossier zu widmen. Bei allem berechtigten Entsetzen darüber, wie die USA ihre Gefangenen behandelten, geht es jedoch gewiss nicht darum, antiamerikanische Ressentiments zu bedienen. Die Ausgabe soll vielmehr zeigen, wie wichtig es für alle Staaten sein sollte, sich nicht mit denjenigen Nationen auf eine Stufe zu stellen, die auf Unterdrückung gebaut sind.

Dass es deren viel zu viele gibt, darauf hat die Menschenrechtsorganisation Amnesty International in ihrer weltweiten Kampagne gegen Folter vergangenes Jahr aufmerksam gemacht. Selmin Caliskan, Amnesty-Generalsekretärin in Deutschland, bezeichnet in ihrem Gastbeitrag für diese Ausgabe den Kampf gegen Folter als Daueraufgabe. Dass der auch hierzulande nicht immer leicht zu führen ist, zeigt ein Rückblick auf die Auseinandersetzung zwischen dem Historiker Michael Wolffsohn und dem Philologen Jan Philipp Reemtsma, bei der es auch darum ging, ob die Übereinkunft, Folter als Mittel im Kampf um Gerechtigkeit auszuschließen, zur Disposition gestellt werden kann. ANDREAS RÜTTENAUER

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