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ästhetik und ökologieBessere Möbel

Am Anfang stand der haptische Genuss: Man müsse nur einmal mit der Hand darüber streichen, um das Besondere von Bambus selbst zu fühlen, sagt der Architekt Markus Schell. Dann könne man auch verstehen, warum sich die „Gesellschaft für bessere Möbel“ diesem Werkstoff verschrieben habe: „Im Gegensatz zu Holz hat Bambus eine ganz samtene Oberfläche.“ Dazu komme, dass der Bambus schnell nachwachse und ein ebenso belastbares wie wundersam biegbares Material sei.

So kam es, dass sich das Architekturbüro 213 mit der Holz- und Metallwerkstatt interzone zusammentat, um mit der asiatischen Kulturpflanze Möbel zu bauen, die ihren hohen Ansprüchen genügen sollten. Wobei diese nicht nur als ästhetisches Credo verstanden werden: „Wir hatten von Anfang an den Anspruch, gutes Design mit der Ökologie auszusöhnen“, so Schell. Zum ersten Mal in größerem Maßstab umgesetzt wurde dieses Vorhaben der „Gesellschaft für bessere Möbel“ beim Umbau der Hiddenseer Wohnung des Wettergottes Jörg Kachelmann im Jahr 2000. Es folgte die Einrichtung von Monsieur Voungs Suppenküche in der Alten Schönhauser Straße.

Mittlerweile produziert die „Gesellschaft für bessere Möbel“ aus Bambus Einrichtungsgegenstände in Kleinserien. Dabei orientiere man sich an der klassischen Moderne und ihren „klaren, reduzierten Formen“, sagt Schell. In Augenschein nehmen kann man die Bambusmöbel im Showroom in den Sophienhöfen in Berlin-Mitte.

Dabei ist man trotz aller Professionalisierung den ursprünglichen Grundsätzen treu geblieben: „Wir versuchen, die Transportwege so kurz wie möglich zu halten und Zwischenhändler auszuschalten.“ Darum arbeite man weiterhin mit einem Direktvertrieb, so Schell, verlange für Einzelanfertigungen in der Regel keinen Aufschlag. Bewusst sei man auch eine Kooperation mit einem sozialen Träger eingegangen: Hergestellt werden die Bambusmöbel von einer Tischlerei der Caritas, die Langzeitarbeitslose wieder auf dem ersten Arbeitsmarkt einzugliedern versucht.

Um die Preise nicht unnötig in die Höhe zu treiben, hat die „Gesellschaft für bessere Möbel“ nur einen kleinen Etat für Werbung und Marketing. Doch die Mundpropaganda funktioniere so gut, sagt Schell, dass „dieses Jahr das Interesse an unseren Möbeln sprunghaft angestiegen“ sei.

Für die Zukunft hat er noch einiges vor, um den Baustoff Bambus in unseren Breiten bekannter zu machen. So schwebt ihm eine Art „Poetry Slam“ vor, bei der Texte über die deutsche Eiche und den asiatischen Bambus im Wechsel vorgetragen würden. Aber obwohl Schell viel Wert auf die Einhaltung gewisser Qualitätsstandards setzt, muss er einräumen, dass er die Produktionsbedingungen vor Ort noch nicht persönlich in Augenschein genommen habe. Im nächsten Jahr, so versichert Markus Schell, werde er endlich in das Bambusanbaugebiet nördlich von Schanghai reisen. MARKUS WILD

Gesellschaft für bessere Möbel, Sophienstr. 18, 10178 Berlin, Tel. (0 30) 28 49 72 11, www.bessere-moebel.de

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