piwik no script img

Verändertes Anzeigenaufkommen

Mit seinen Kolumnen im Magazin „Subway“ handelte sich Hartmut El Kurdi im Frühjahr einen Boykottaufruf von Braunschweigs Oberbürgermeister ein. Damals stand das Blatt hinter dem Autor – inzwischen haben sie sich getrennt

Es war „ein durch etwas Besonderes gekennzeichneter Zeitabschnitt“, schreibt das Braunschweiger Stadtmagazin Subway, und der sei nun zu Ende gegangen. Zwölf Jahre lang hatte das Magazin die Kolumnen des Autors Harmut El Kurdi gedruckt. Ende August nun ließ man seine LeserInnen wissen: „El Kurdi wird nicht mehr für Subway schreiben“. Der Autor und das Magazin „hatten unterschiedliche Auffassungen darüber, wie eine Kolumne inhaltlich auszusehen hat“.

Pikant ist das vor dem Hintergrund der Vorfälle im Frühjahr dieses Jahres: Damals wurde bekannt, dass Braunschweigs Oberbürgermeister Gert Hoffmann die Mitarbeiter der Stadt angewiesen hatte, nicht mehr in dienstlicher Funktion an öffentlichen Veranstaltungen teilzunehmen, an denen auch El Kurdi teilnimmt. Hoffmann reagierte damit vor allem auf El Kurdis Subway-Kolumnen: Darin hatte El Kurdi unter anderem auf die NPD-Vergangenheit des CDU-Politikers Hoffmann hingewiesen und Sätze geschrieben wie: „Gebannt starrte ich den Braunschweiger Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann an, der eine Performance ablieferte, die zwischen maßloser Arroganz und einer die Zuschauer paralysierenden Langeweile oszillierte.“

Der Verlag des Stadtmagazins stellte sich damals unter Verweis auf die Pressefreiheit hinter seinen Autor. Subway-Geschäftsführer Olaf Stelter teilte per Pressemitteilung Ende April mit: „Die Stadt Braunschweig, die untergeordneten öffentlichen Einrichtungen, Tochtergesellschaften und auch Unternehmen, die im Einflussbereich des Oberbürgermeisters stehen, schalten seit einiger Zeit keine Anzeigen mehr. Damit wird Druck auf uns ausgeübt.“ Aber trotz allem, sagte Chefredakteur Christian Göttner, werde Subway nicht von seiner Linie abweichen. „Und El Kurdi bleibt Kolumnist.“

Blieb er auch – aber nur bis zum Sommer. Man habe sich in beiderseitigem Einverständnis getrennt, sagt Subway-Chefredakteur Christian Göttner. „Es hat nicht mehr gepasst. Zwölf Jahre sind eine lange Zeit und wir fanden manches am Ende nicht mehr witzig – auch wenn El Kurdi ein sehr intelligenter Schreiber ist und wir ihn weiter schätzen. El Kurdi sagt zu der Trennung: „Kolumnenschreiben hat für mich nur Sinn, wenn ich die Freiheit habe zu schreiben, was ich will. Das war nicht mehr der Fall. Deshalb habe ich die Zusammenarbeit beendet.“

Gemunkelt wird nun unter den Leserbriefschreibern von Subway, dass bei dem Vorgang doch die Anzeigenkunden eine wesentliche Rolle gespielt haben sollen. Auffällig sei das verstärkte Anzeigenaufkommen von ECE seit El Kurdis Weggang: ECE ist der Betreiber des Braunschweiger Stadtschlosses und kann einerseits gut mit Oberbürgermeister Hoffmann, dürfte andererseits aber wenig Freude an El Kurdis Texten gehabt haben. El Kurdi nämlich hatte immer wieder deutliche Kritik an den Plänen von ECE formuliert.

Hat sich Subway doch etwaigem Druck von Anzeigenkunden gebeugt? „Das ist Quatsch“, sagt Chefredakteur Göttner. „ECE schaltet schon Anzeigen bei uns, seit sie in Braunschweig sind. Bereits im März hatten wir sie auf dem Titel. Die Trennung von El Kurdi hat nichts mit irgendwelchem Druck zu tun.“

Interessant wird nun, wie die Redaktion mit den kritischen Leserbriefen zu El Kurdis Weggang umgeht. KLAUS IRLER

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen