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Schön was auf die Ohren

Podcasts erfreuen sich bei Studierenden wachsender Beliebtheit: Lehrinhalte werden zunehmend über MP3-Player vermittelt. Didaktisch ist das sinnvoll, wenn die Technik richtig eingesetzt wird

PODCASTS: EINE KLEINE EINFÜHRUNG

Der Begriff „Podcasting“ bezeichnet das automatische Herunterladen von Audiodateien aus dem Internet. Er leitet sich ab vom englischen Wort „broadcasting“ (Deutsch: „senden“ oder auch „Rundfunk“) und dem Namen des weit verbreiteten MP3-Players „iPod“. Beim Podcasting werden Audiodateien aus dem Internet heruntergeladen oder im Abonnement zugeschickt. Die Dateien werden auf Vorrat abgespeichert, und die Nutzer bestimmen selbst, wann und wo sie die Inhalte abspielen. Mit der Apple Gratis Software iTunes können Musik, Videos, Hörbücher, Nachrichten oder andere Sprachbeiträge – Podcasts eben – im Netz gefunden, abonniert, verwaltet und abgespielt werden.Mit einem normalen Mikrofon können Dozenten Vorträge direkt auf einem PC aufnehmen. Die Datei wird dann auf einen Server geladen, wo die Vorträge runtergeladen werden können. Die Dateien könne dafür auf die eigene Homepage oder auf dem Uniserver zur Verfügung gestellt werden. Ansprechpartner dafür ist in der Regel die EDV-Abteilung. LK

Weitere Infos zur technischen Anwendung stehen bei der Universität Duisburg-Essen unter www.uni-due.de/e-competence/ > „Rat und Tat: Kurztutorials und Tipps“ sowie unter www.podster.de

VON LARS KLAASSEN

Angehende Akademiker sind immer im Dienst. Ob beim Joggen, beim Sonnenbaden oder beim Abwaschen: Mit Hilfe von MP3-Player und Kopfhörer ist das benötigte Fachwissen fast überall präsent – wenn die Lehrkräfte es denn als Download anbieten. „Die meisten Dozenten können sich kaum vorstellen, dass dieses Medium im Alltag von Studierenden so präsent ist“, sagt Michael Kerres, der am Fachbereich Bildungswissenschaften der Universität Duisburg-Essen Mediendidaktik und Wissensmanagement lehrt. Seit über einem Jahr bietet er zu seinen Lehrveranstaltungen auch Podcasts an. Das heißt: Wer bei ihm eine Veranstaltung belegt, kann sich ergänzend via Internet Audiodateien auf den Computer herunterladen – und bei Bedarf von dort auf ein mobiles Abspielgerät kopieren. Kerres’ Erfahrung: „Dieses Angebot wird intensiv genutzt.“

Damit soll aber keineswegs die klassische Vorlesung abgelöst werden: „Einem neunzigminütigen Vortrag wollen und können die Studierenden nicht ausschließlich über Kopfhörer folgen“, so der Mediendidaktiker. Untersuchungen hätten ergeben, dass nach 20 Minuten Podcast-Lauschen nur noch 5 Prozent der Zuhörer konzentriert bei der Sache seien. Länger sollte der Vortag auf der Audiodatei also nicht sein. Sinnvoll sind Ergänzungen zu Lehrveranstaltungen in Form von Teasern, Abstracts einer Summary oder eines Kommentars. Solche Angebote können von den Studierenden zur Vor- und Nachbereitung genutzt werden.

Der Vorteil: Wann und wo gehört wird, kann jeder nach Belieben entscheiden. Der Dozent wiederum kann beim Sprechen Akzente setzen und damit Inhalte eindringlich vermitteln. Gegenüber anderen Vermittlungsformen haben Podcasts aber auch Nachteile: Im Vorlesungssaal erzielen Dozenten durch ihre Präsenz eine stärkere Wirkung, als es eine Audiodatei vermag. Hinzu kommen bei Lehrveranstaltungen die Möglichkeiten visueller Darstellung. Aber auch die Buchlektüre wird vom Podcast nicht verdrängt: Gelesener Text wird schneller rezipiert als gehörter. Inwieweit sich das neue Medium als Ergänzung zu vorhandenen Angeboten eignet, hängt auch mit dem Inhalt zusammen, der transportiert wird: „In Mathematik zum Beispiel bietet sich rein akustische Vermittlung weniger an als etwa bei Gesellschaftswissenschaften“, sagt Kerres.

Podcasts haben für Dozenten wie Studierende den Vorteil, dass ihre Handhabung und Nutzung ohne großen technischen Aufwand möglich ist und auch kein technisches Fachwissen erfordert. Dies gilt zumindest für reine Audiodateien. Die Möglichkeit, Vorträge als Videos zur Verfügung zu stellen oder durch Bilddateien zu ergänzen, besteht darüber hinaus auch. Doch dabei ist Vorsicht geboten: Dabei kann nicht mehr ohne Weiteres vorausgesetzt werden, dass alle Studierenden die nötige Ausstattung dafür parat haben. Auf einem mobilen Abspielgerät mit entsprechendem Bildschirm lässt sich solch ein Angebot bislang ohnehin nur in Ausnahmefällen nutzen.

Der Einsatz technischer Hilfsmittel sollte unter didaktischen Gesichtspunkten auch nicht darauf abzielen, Seminaren und Vorlesungen direkte Konkurrenz zu machen: Die aktive Auseinandersetzung mit Lehrinhalten – sei es auf dem Campus oder in virtuellen Lernräumen – kann durch hochleistungsfähige Multimediapräsentationen nicht ersetzt werden. Eine rein passive Aufnahme von Inhalten per Podcast ist in keinem Fall eine Alternative, die zum Lernerfolg führt. Kritiker warnen im Falle zu starker Technikbegeisterung zudem vor einer Verflachung des Lehrangebots durch „Infotainment“. Doch die Chancen der Podcasts sollten darüber nicht vernachlässigt werden, betont Kerres: „Sie sind eine sinnvolle Ergänzung bereits bestehender Lehrangebote.“

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