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„Zahlen bringen nicht weiter“

FACHTAG Experten diskutieren über Sexarbeit, Zwangsprostitution und Menschenhandel

Petra Wulf-Lengner

■ 49, arbeitet für die Beratungsstelle für Betroffene von Menschenhandel und Zwangsprostitution der Inneren Mission.

taz: Wie viele Zwangsprostituierte gibt es in Bremen, Frau Wulf-Lengner?

Petra Wulf-Lengner: Da gibt es keine genauen Zahlen. Wir haben im letzten Jahr 46 Frauen begleitet, aber das Dunkelfeld ist natürlich weitaus höher.

Laut der Linkspartei sind mehr die Hälfte von 1.100 SexarbeiterInnen in Bremen Opfer...

Diese Einschätzung finde ich zu allgemein. Die Frage ist doch: Wo beginnt der Zwang? Zahlen bringen die Debatte nicht weiter.

Was kann Bremen tun?

Bremen kann sich zum Beispiel dafür einsetzen, dass Betroffenen ein gesicherter und dauerhafter Aufenthalt unabhängig von ihrer Kooperationsbereitschaft gewährt wird. Für die Frauen ist es schwer, in ihr Heimatland zurückzugehen – ohne das klar ist: was passiert da eigentlich? Die Frau schützt da keiner wirklich. Und ohne Perspektive gehen sie wieder in die Situation, aus der sie geflohen sind. Das birgt die Gefahr, erneut Opfer zu werden. Außerdem kann Bremen sich dafür stark machen, dass die menschenrechtlichen Standards im Umgang mit Betroffenen endlich umgesetzt werden.

Was ist bei der ressortübergreifenden Arbeitsgruppe zur Bekämpfung des Menschenhandels herausgekommen?

Es gibt jetzt einen sehr guten Ratgeber für Prostituierte. Ansonsten kam dabei heraus, das mehr kontrolliert wird. Ich hätte gewünscht, wir hätten vertrauensbildende Maßnahmen gemacht und zum Beispiel die Streetwork ausbaut. Wir haben stichpunktartig festgestellt, dass der Zugang zu den Frauen und den Wohnungen, in denen sie arbeiten, schwerer geworden ist.

Interview: Jan Zier

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