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Elektronisch wählenFinger weg vom Computer

Das digitale Wählen schafft ein Misstrauen, das der Demokratie nicht förderlich ist. Die Vorteile, die sich daraus ergeben, stehen in keinem vernünftigen Verhältnis zu den Nachteilen.

KOMMENTAR VON GERNOT KNÖDLER

Wahlen sind eine sensible Angelegenheit. Dass die eigenen Kreuzchen jetzt in einer Black Box verschwinden sollen, erzeugt per se ein mulmiges Gefühl. Die gestrige Demonstration der GAL hat die vagen Bedenken zu großen Sorgen werden lassen.

Sicher wird das Landeswahlamt Sicherungen in die Software einbauen. Doch daraus wird sich bloß ein Wettlauf mit den Hackern ergeben. Bei Stichproben wird das Ergebnis einzelner Papierauszählungen mit dem elektronischen Ergebnis verglichen. Sind die Abweichungen nicht eklatant, soll allerdings das elektronische Ergebnis gelten.

Man fragt sich allerdings: Wozu der Aufwand? Nur weil es schwierig ist, Wahlhelfer zu finden? Nur weil automatisch Zählen billiger ist? Nur damit die Kandidaten noch am Wahlabend erfahren, ob sie in die Bürgerschaft einziehen dürfen? Nur damit am Wahlabend das größtmögliche Spektakel stattfinden kann? Das Stimmenverhältnis der Parteien in der Bürgerschaft, lässt sich mit Hilfe der Listenstimmen auch per Hand am Wahlabend ermitteln.

Das ist die Sache nicht wert. Die Bürgerschaft sollte die Größe haben, einen Fehler anzuerkennen und das System aufgeben.

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