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Weibliches Kontrollorgan

Birgitta Brockmann (Foto) ist nicht zu bremsen: „Gibt es tatsächlich Männer, die sich benachteiligt fühlen, weil sie nicht im Niedriglohnsektor arbeiten?“, fragt sie rhetorisch. Am Donnerstag stand die 53-jährige Juristin mit etwa 50 anderen Gleichstellungsbeauftragten von dem Brandenburger Tor und protestierte gegen das neue Bundesgleichstellungsgesetz. 50 von etwa 500, die in den Bundesbehörden tätig sind und bei denen „Aufruhr herrscht“, wie Brockmann sagt.

In dem Entwurf wird neu festgelegt, dass im öffentlichen Dienst des Bundes auch Männer dort zu bevorzugen seien, wo sie in der Unterzahl sind. Da in manchen schlecht bezahlten Jobs 80 bis 90 Prozent Frauen arbeiten, müssten die Gleichstellungsbeauftragten einen Großteil ihrer Zeit der Männerförderung widmen. Nicht nur die Beauftragte Brockmann von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Direktion Potsdam, hält das für verfassungswidrig. Denn nur das „benachteiligte“ Geschlecht darf laut Grundgesetz gefördert werden. Sind Männer, die keine Sekretäre werden wollen, benachteiligt?

„Ich bin sehr radikal“, sagt Brockmann über Brockmann. Schon in ihrer Dienststelle hat sie sich in fünf Prozessen auf ihre jetzige Stelle geklagt. „Was glauben Sie denn, wie mit Gleichstellungsbeauftragten umgegangen wird?“, fragt sie. Den wenigsten der meist männlichen Vorstände würde schmecken, dass sie ein weibliches Kontrollorgan im Haus haben. Sie alle würden sich freuen, wenn man diese mit Männerförderung ruhigstellen könnte, meint Brockmann. Aber der Entwurf ist noch nicht durch. Immer unter Dampf, Frau Brockmann? Nein, privat liebt die zweifache Mutter den Zenbuddhismus und malt: ganz stumme bunte Fische.

HEIDE OESTREICH

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