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heute in bremen„Wir sind nicht strikt dagegen“

Handelskammer diskutiert mit Umweltschützern und Krebsexperten zur Umweltzone

taz: Herr Slink, werden Sie heute gegen die Einführung der Umweltzone wettern?

Torsten Slink, Handelskammer: Grundsätzlich halten wir andere Maßnahmen für sinnvoller, um die Schadstoffbelastung zu vermindern.

Welche?

Man muss den Verkehrsfluss verbessern. Im Bereich der stark belasteten Neuenlander Straße wird das mit der Fertigstellung der A 281 der Fall sein. Und man muss politischen Druck für hohe Standards bei KfZ-Neuzulassungen ausüben. Das ist aber nicht Aufgabe Bremens, sondern der Bundespolitik.

Und eine Zone, in der nur die Autos fahren dürfen, die diese jetzt schon erfüllen, ist nicht sinnvoll?

Erstens muss man sich fragen, ob damit nicht vor allem ein Klientel getroffen würde, das sich ein neues Auto gar nicht leisten kann und zweitens, ob die Einsparungen an Emissionen wirklich so hoch sein werden, dass die Umweltzone gerechtfertigt wird. Schließlich würden viele Menschen dann darauf verzichten müssen, mit dem Auto in die Innenstadt zu fahren. Ein Teil wird vielleicht auf Bus und Bahn umsteigen, aber wir befürchten, dass viele auf die Geschäfte auf der grünen Wiese ausweichen werden.

Also lehnen Sie die Umweltzone ab?

Der politische Wille, sie einzuführen, ist hoch. Es ist nicht sinnvoll, Fundamentalopposition zu betreiben, sondern wir wollen, dass die Verhältnisse gewahrt bleiben. Brauchen wir wirklich die schärfste Verordnung Deutschlands?

Aber wenn nicht, wird sich, wie Sie ja kritisieren, auch zu wenig verbessern. Wenn Sie sich an der Diskussion um die Zone beteiligen wollen: Welchen Vorschlag machen Sie?

Wir denken, dass man nicht die ganze Innenstadt zur Umweltzone machen sollte, sondern Fahrbeschränkungen nur dort erlässt, wo die Belastung besonders hoch ist. Das wäre außer der Neuenlander noch die Bismarckstraße. Dann würde man die Zufahrt zur Innenstadt nicht dicht machen.

Dann fahren die Leute auf anderen Straßen in die Stadt.

Das Problem haben Sie auch, wenn der Verkehr sich von der Innenstadt ins Umland verlagert. Abgase entstehen überall.

Interview: Eiken Bruhn

Nordwestradio (UKW 88,3) unterwegs: Was bringt eine Umweltzone?, Restaurant Nova Zena (Südbad), 13.05 Uhr

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