: Fett tanken
Zwei Unternehmen wollen altes Speisefett aus Kneipen, Frittenbuden und Restaurants in Biodiesel umwandeln
Pommes sind doch gesund. Zumindest kann man in Zukunft mit dem Kauf der fettigen Fritten an Imbissbuden sein grünes Gewissen beruhigen. Die beiden Unternehmen Vital Fettrecycling und Bral Reststoff-Bearbeitungs GmbH wollen große Mengen von Frittierfett aus mehr als 4.000 Berliner Kneipen, Restaurants und Kantinen sammeln und in Biodiesel umwandeln. Die angepeilten 2.500 Tonnen Fett komme sowohl aus Großbetrieben wie auch aus der Imbissbude von nebenan, sagte am Donnerstag Roger Böing, der Geschäftsführer der Vital Fettrecycling GmbH.
Bisher habe Bral vor allem Speisereste entsorgt und die Restfette nur als Nebenprodukte angesehen, sagte Harald Abraham, der Geschäftsführer von Bral. Dies solle sich durch die Kooperation mit Vital ändern. Die Firma verfügt über Anlagen, die das Speisefett durch Filtern und Zugabe von Chemikalien zu Biodiesel umwandeln. 2,5 Millionen Liter Biodiesel sollen so allein aus Berliner Restfetten zusammen kommen. „Damit können zehn schwere Lkw die Strecke von Berlin nach Düsseldorf jeweils 1.350 Mal fahren“, sagte Böing. Ein unangenehmer Fettgeruch aus dem Auspuff sei dabei nicht zu erwarten.
Sprit für die Laster
Nach der Produktion liefert Vital den frisch erzeugten Kraftstoff weiter an Speditionsunternehmen, die damit direkt ihre Lastwagen betanken. Mineralölhändler kaufen den Rest, der so auch an den normalen Tankstellen landet.
Der Kraftstoff habe die gleiche Qualität wie Biodiesel, der zum Beispiel aus Rapspflanzen gewonnen wird, sagte Böing weiter – allerdings mit einem ökologischen Vorteil. Die Verwendung der Restfette sei klimaneutral. Das Abfallprodukt stehe ohnehin zur Verfügung und müsse nicht angepflanzt werden. So ergebe sich keine Konkurrenz zur Lebensmittelerzeugung in der Agrarwirtschaft.
Eine ähnliche Meinung vertritt Verkehrsexperte Günter Hubmann von Greenpeace. Die Produktion von Biodiesel sei kritisch zu betrachten, wenn dieser aus Pflanzen hergestellt werde, etwa aus Raps. Es müsse noch genug Fläche für den Anbau von Lebensmitteln vorhanden sein. Auch die Rohdung von großen Waldflächen für den Anbau von Pflanzen für die Biosprit-Industrie sei zu verurteilen.
Nische gefunden
Bei der Umwandlung von Frittierfett in Biodiesel handle es sich noch um ein Nischensegment, so Hubmann. Eine Verwendung sei aber sinnvoll. Die Umwandlung von Brat- und Frittierfett in Treibstoff sei hier jedoch nur die zweitbeste Alternative. Der Aufwand für diesen Prozess sei hoch. Noch besser schneide das stationäre Verheizen des Brennstoffes in Kraftwerken zur Stromerzeugung ab. Je direkter die Umwandlung stattfinde, desto besser sei die ökologische Gesamtbilanz.
Einen Ausblick für den Gesamtmarkt für Biodiesel aus Restfetten gibt Fachreferent Thomas Probst vom Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung. Er sieht in der Verwertung von Speisefetten ein interessantes Produkt, dessen Nachfrage sich in der Zukunft deutlich erhöhen dürfte. Denn dem Gesetz zufolge werden dem Dieselkraftstoff schon heute 4,4 Prozent an Biodiesel beigemischt. Diese Quote soll in den nächsten Jahren weiter gesteigert werden.
CHRISTIAN SCHNORFEIL
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