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Wir sind nicht woanders

Bilder von Kompetenz jenseits gängiger Stereotypen und Klischees. Zum ersten Mal ist das internationale Filmfestival „von: mit: über: Menschen mit Beeinträchtigung“ „Wie wir leben“ auch in Hamburg zu sehen

„Wie wir leben“. Wenn ein Filmfestival, dass sich explizit auf Filme beschränkt, die sich mit dem Leben und dem Lebensgefühl von Menschen mit Behinderungen, chronischen und psychischen Erkrankungen beschäftigen, so nennt, kann das schnell als „Wie sie – die anderen, die mit Behinderungen und Erkrankungen – leben“ verstanden werden. Doch genau dagegen wendet sich das internationale Filmfestival, das die Arbeitsgemeinschaft Behinderung und Medien (abm) Anfang des Monats zum sechsten Mal im Münchner Filmmuseum veranstaltet hat und das in den nächsten vier Tagen vom Verein „Kunstwerk“ zum ersten Mal auch im Hamburger Metropolis-Kino präsentiert wird.

Denn Behinderungen und Erkrankungen jeglicher Art finden nicht „woanders“ statt, sondern inmitten der Gesellschaft, in den Familien und persönlichen Beziehungen, jeden Tag. Sie betreffen nicht das Leben exotischer „anderer“, sondern das Leben aller: „Wie wir leben“. Nicht nur auf die Suche nach thematisch Passendem, sondern nach authentischen und gleichermaßen künstlerisch anspruchsvollen Bildern dieses Lebens – von Abhängigkeit und Selbstbestimmung zugleich, von kompetenten Menschen jenseits gängiger Stereotypen und Klischees – begibt sich die abm deshalb seit 1995. Dieses Jahr wurde sie in 27 Dokumentar- und Spielfilmen aus 16 Ländern fündig. Exklusiv wird in den nächsten Tagen zudem ein „Hamburg Special“ präsentiert, das ausgewählte Filme Hamburger Regisseure präsentiert.

Gezeigt werden die um den mit 750 Euro dotierten Publikumspreis wetteifernden Filme in vier Programmen – „Kinder“, „Hegen und pflegen“, „Nicht mit uns“ und „Wir und die Welt“ – und einer öffentlichen Schulvorstellung. Zudem gibt es ein öffentliches Fachgespräch zum Thema „Behinderte Darsteller im Film – Zwischen Schauspielkunst und Authentizität“ in der Werkstatt 3.

Um welche Bilder es hier jenseits gängiger Stereotypen geht, macht der einfühlsame Kurzspielfilm „Moen-Koey (Immer)“ des Thailänders Sivaroj Kongsakul deutlich. Der erzählt die Geschichte eines alten Ehepaars. Die Frau kann sich nicht mehr an ihre Kinder und deren Namen erinnern. Die Liebe der beiden aber bleibt bestehen. Dafür gab es in München den ersten Preis.

Schon beim Kurzfilm-Festival in Hamburg mit dem arte-Kurzfilmpreis ausgezeichnet wurde Astrid Riegers Kurzspielfilm „Mammal“, der auf surreale Weise die Versuche eines jungen Mannes beschreibt, sich aus der verstörend symbiotischen Beziehung zu seiner Mutter zu lösen.ROBERT MATTHIES

Do, 29. 11. bis So, 2. 12., Metropolis, Dammtorstraße 30a; www.kunstwerk-hamburg.de

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