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Die Wortkunde

Seit Längerem geistert der „Grexit“ – der geplante Austritt Griechenlands aus dem Euro – durch die Medien. Nun hat Wolfgang Schäuble (CDU) die nächste Eskalationsstufe gezündet: Er halte einen GRACCIDENT (oder auch GREXIDENT) für möglich, einen unbeabsichtigten Euro-Austritt der Griechen. Dies könne etwa passieren, wenn die Regierung aus Schusseligkeit eine IWF-Kreditrückzahlung verpasst. „Da wir nicht so genau wissen, was die Verantwortlichen in Griechenland tun, können wir es nicht ausschließen“, sagte Schäuble.

„Graccident“ ist ein Kofferwort aus „Greece“ (Griechenland) und „accident“ (Unfall, Zufall). „Greece“ geht auf die römische Bezeichnung „Graecus“ für den Volksstamm der Griechen zurück. Der Ursprung des seit dem 14. Jahrhundert belegten „accident“ liegt im lateinischen „accidens (herunterfallen, passieren).

EU und Europäische Zentralbank (EZB) scheinen zu spüren, dass man vor allem sie für einen EU-Austritt der Griechen verantwortlich machen wird. Das so unschuldig-besorgte Herbeireden von einem versehentlichen Austritt wirkt wie die Vorbereitung von ebendiesem. Es ist der Versuch, eigene Verantwortung abzuwälzen und die Regierung um Alexis Tsipras als unfähig und überfordert hinzustellen.

Dabei hätte ein Euroausstieg Griechenlands mit Sicherheit nichts mit einem Unfall zu tun. Die Griechen werden sich nicht selbst fallen lassen. Sie könnten es auch gar nicht, weil jemand anders sie in der Hand hat. Und wenn die Hand sie fallen lässt, wird es bestimmt kein Zufall sein. ERIK WENK

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