piwik no script img

Die Hamburger wollen nur spielen

OLYMPIABEWERBUNG Der Deutsche Olympische Sport-Bund möchte mit Hamburg ins Rennen um die Sommerspiele im Jahr 2024 oder 2028 gehen. Die Kosten für das Event könnten auf 10 Milliarden Euro wachsen

Auch die Hamburger Bürger werden wissen wollen, wie sinnvoll das Geld angelegt ist

VON MARKUS VÖLKER

Hamburg darf hoffen. Die Hansestadt darf vielleicht einmal die Olympischen Sommerspiele ausrichten, 2024 oder 2028. Die Olympiafreunde freuen sich jetzt an der Elbe, dabei ist gar nicht so viel geschehen. Das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) hat gestern Abend nur eine Empfehlung für Hamburg und sein „kompaktes Konzept“ (DOSB-Chef Alfons Hörmann) abgegeben. Am Samstag wird das Ganze in der Frankfurter Paulskirche von den Delegierten einer DOSB-Mitgliederversammlung abgenickt.

Der deutsche Bewerber steht erst am Anfang eines beschwerlichen Weges, der im August 2017 endet, wenn das Internationale Olympische Komitee (IOC) bekannt gibt, wer Ausrichter der Sommerspiele 2024 wird. Die deutschen Sportfunktionäre sind mit Hamburg durchaus ein Wagnis eingegangen, denn die Frage lautet: Ist Hamburg groß genug für ein Megaevent wie die Sommerspiele, und wenn ja, wissen das auch die Funktionäre des IOC? Wenigstens ist die Olympiaskepsis im Norden viel kleiner als in Kreuzberg oder Neukölln. Das Bürgervotum, das im Frühherbst in Hamburg ansteht, dürfte eine Mehrheit für Olympia ergeben. Wenn es die Hamburger wollen, geht ihre Stadt am 15. September offiziell ins große Rennen, zusammen mit Rom, Boston und vielleicht auch Baku, Dubai oder Doha.

Falls Hamburg die Spiele bekommt, wird es teuer. Etwa 1,9 Milliarden Euro möchte die Stadt für Sportstätten ausgeben. Fünfzehn Arenen gibt es bereits. Zusätzlich müssten fünf neue gebaut werden für Leichtathleten, Schwimmer, Bahnradsportler oder Basketballer. Temporär sollen die Hallen zumeist sein.

Zu den Kosten für die Sportstätten, dem Organisationsetat, kommen noch ein paar Milliarden Euro für den Infrastrukturetat hinzu. Hamburg hat hierfür noch keine Zahlen genannt. In Sotschi wurden bei den Winterspielen 2014 mehr als 35 Milliarden Euro für den Umbau einer ganzen Region am Schwarzen Meer aufgewendet. Tokio, das die Sommerspiele in fünf Jahren ausrichtet, will 4,62 Milliarden Euro für eine bessere Infrastruktur ausgeben. Die Bewerberstadt Istanbul (2020) veranschlagte 18,3 Milliarden für neue Straßen oder U-Bahn-Linien. In diesem Spannungsfeld wird sich wohl auch Hamburg bewegen. Die Spiele dürften etwa 10 Milliarden Euro kosten.

Auch die Hamburger Bürger werden wissen wollen, wie sinnvoll das Geld angelegt ist – und ob sie, die Steuerzahler, nur zur Kasse gebeten werden, weil Sportfunktionären und Politikern der Sinn nach Sommerspielen stand. Hamburg verspricht immerhin „kostenstabiles Bauen“, will ein „Tor für die Welt“ sein. Das IOC muss nun nur noch den Schlüssel rausrücken für die olympische Pforte.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen