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Ruf nach Sozialticket

Diakonie und SPD fordern ein echtes Sozialticket. Senat gewährt nur Ein-Euro-Jobbern verbilligte Fahrkarte

Für Ein-Euro-Jobber wird das Fahren mit Bus und Bahn ab Januar etwas günstiger – für alle anderen sozial Schwachen in der Stadt allerdings nicht. Das kritisieren das Diakonische Werk sowie SPD-Bürgermeisterkandidat Michael Naumann. Sie werfen dem Senat vor, dass das neue Sozialticket den wirklichen Bedürfnissen derer, die am Rande des Existenzminium leben, nicht gerecht wird.

Ab dem 7. Januar können die rund 12.000 Ein-Euro-Jobber eine ermäßigte Monatskarte für 39,80 Euro erwerben. Bislang mussten für das Ticket bis zu 85 Euro gezahlt werden. Am Existenzminimum leben in Hamburg aber mindestens 200.000 Menschen, Schätzungen gehen der Diakonie zufolge sogar von 300.000 aus. Für all diese Menschen fordert sie ein Sozialticket. Dieses sollte etwa 20 Euro im Monat kosten und innerhalb einer Familie übertragbar sein. SPD-Kandidat Naumann weist darauf hin, dass die Ein-Euro-Jobber-Karte mehr als doppelt so teuer ist wie das frühere Sozialticket, das der CDU-Senat Ende 2003 abgeschafft hat. „Ole von Beust verschlechtert die Lage der Arbeitslosen“, so Naumann.

Auch die GAL-Fraktion fordert seit langem, wieder ein richtiges Sozialticket einzuführen. Erst im September wies der verkehrspolitische Sprecher Jörg Lühmann darauf hin, dass die Hochbahn mit einem Kostendeckungsgrad von 86 Prozent wirtschaftlich erfolgreich sei. „Es ist Luft da, um wieder ein richtiges Sozialticket zu einem Ausgabepreis von unter 20 Euro einzuführen.“

Bis Ende 2003 gab es in Hamburg ein Sozialticket zum Preis von 15,50 Euro. Seit der Abschaffung durch den Senat ist die CC-Karte mit 46,50 Euro die günstigste Monatskarte. Zieht man davon den „Sozialkarten-Rabatt“ von 5 Euro ab, bleiben 41,50 Euro. Im Vergleich zum Preis des ehemaligen Sozialtickets entspricht dies einer Steigerung um 167 Prozent. EE

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