■ Kommentar: Frauen? Na und?
In dieser Stadt gilt Innenpolitik alles und Frauenpolitik nichts – das kann man zwischen den Zeilen im Bericht der Fachkommission Frauenhandel detailliert nachlesen. Die Fachkommission hat zwar seit ihrer Gründung im September 1995 eine Menge alter und neuer Fakten zusammengetragen. Doch ihren expliziten Gründungszweck hat sie völlig verfehlt: ein Verfahren zu finden, um Zeuginnen in Verfahren gegen Menschenhändler vor Abschiebung zu schützen. Die Senatsverwaltung für Inneres boykottierte in der Kommission jede klare Weisung an die Ausländerbehörde, ähnlich betonköpfig zeigte sich die Staatsanwaltschaft. Anderthalb Jahre redete man in der Kommission um den heißen Brei herum, derweil von insgesamt 163 potentiellen Zeuginnen 90 abgeschoben wurden! Berlin – ein Streichelzoo für Menschenhändler. Die Kommission – eine Untergruppe zur fröhlichen Verschleuderung von Steuergeldern.
Und das Muster wiederholt sich. Zum Beispiel letzten Dienstag, als Schönbohms Polizei in ein Heim für traumatisierte Bosnierinnen einmarschierte und zwei – inzwischen wieder freigelassene – Bewohnerinnen in Abschiebehaft setzte. Folge: massive Retraumatisierungen und Panikattacken unter den Flüchtlingsfrauen. Einige Minuten reichten, um monatelange psychosoziale Betreuung kaputtzumachen. Was Bergmanns Senatsverwaltung finanziert und mitaufbaut, reißen Schönbohms Kerls mit dem Hintern ein. Sind doch nur Frauen! Ute Scheub
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