: Der tierische Wille zur Karriere
■ Wie Frauen den Männern den Rang ablaufen können
Will ein Wolf seinem Leittier die Position streitig machen, so muß er zuerst die bereits bestehende Hierarchie akzeptieren. Später kann er dann, durch Strategie, Beobachtungsgabe und Erfahrung seine Position im Rudel verändern, indem er sich die vom Alphatier gelernten Taktiken zunutze macht. Kirsten Schönfeld von der Pas de Deux Infotainment Agentur will genau diese Verhaltensweisen Frauen in ihrem Seminar „Frauen mit Lust auf Macht und Karriere“ beibringen. Verstärkung erhält sie dabei von einem leitenden Männchen, dem stellvertretenden Direktor des Zoologischen Gartens, Peter Rahn. Zusammen mit ihm führt Schönfeld ein in die Welt der Revierkämpfe, des Imponiergehabes und der Rangordnung – im Kollegenkreis. Ob Balzen oder Demutsgeste: alles findet seinen Platz im tierischen Seminar um Bürohierarchien. So hat der Chef das größte Revier, pardon, Büro besetzt, und pelzlausende Primaten zeigen ebensoviel Demut wie kaffeekochende Untergebene, um das „Alphatier“ gnädig zu stimmen.
„Tierisch ernst nehmen muß man das alles nicht“, schmunzelt Schönfeld, trotzdem aber glaubt sie, daß Frauen viel für ihre Karriere lernen können, wenn sie einige Tips und Kniffe beachten, die auch Tiere teilweise einsetzen. Denn die Zoologie beweise, daß Leittiere nicht von Natur aus männlich seien. So folgen beispielsweise die größten Landsäugetiere, die Elefanten, einem weiblichen Tier. Wenn es in der Tierwelt klappe, warum dann nicht auch in der firmeninternen Hackordnung. „Mit Erfahrung, analytischer Beobachtung, bewußter Karriereplanung, strategischen Bündnissen und, falls nötig, auch mit Lügen, können Frauen ihre Krallen zeigen“, so Schönfeld schon ernsthafter.
Passend zum animalischen Seminarinhalt ist daher der Veranstaltungsort, nämlich der Berliner Zoo. Wer also nach vier Stunden genug vom menschlich-tierischen Machthunger hat, kann sich gemütlich neben dem Löwenkäfig ausstrecken, um hier schon mal das wölfische Grinsen für den Verhandlungstisch zu üben. evb
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