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Zweites Frühstück am Haff

Die zweite Velotour 97: Von Ueckermünde durch Vorpommern nach Schönow. Abwechslungsreiche Landschaft und einladende Gutsanlagen  ■ Von Benno Koch

Vorpommern, genauer gesagt Ueckermünde, ist nur 140 Bahnminuten von Berlin entfernt. Neben dem Sprung ins kühle Naß des Oderhaffs eignet sich die kleine Hafenstadt auch wunderbar als Ausgangspunkt für eine Tagestour mit dem Rad. Das Ziel der Tour liegt 55 Kilometer weiter südlich in Löcknitz oder für Radfahrer mit guter Kondition nach rund 90 Kilometern in Schönow.

Vom Bahnhof Ueckermünde geht es zunächst zum Hafen inklusive einer kleinen Stadtrundfahrt. Gelegenheit zu einem zweiten Frühstück bietet sich auf einem fest verankerten Restaurantschiff am Ende des Hafens. Nach einem kurzen Besuch im Haffbad (Ueckermünde-Ost) fahren wir zur ersten Kreuzung am Bahnhof zurück. Eine kleine Straße führt von dort in Richtung Eckbusch. An den Resten einer riesigen unterirdischen Munitionsfabrik aus dem Zweiten Weltkrieg vorbei radeln wir bis zu einem kleinen Birkenwäldchen, wo wir rechts abbiegen. Der teilweise sandige (im Gegensatz zur inzwischen stark befahrenen Straße am Haff jedoch 100 Prozent autofreie) Weg führt nach Christiansberg. Auf der Landstraße geht es nun über Ahlbeck nach Ludwigshof. Dort erwarten uns die Reste der Randower Kleinbahn, die von 1906 bis 1945 von Stettin nach Neuwarp führte. Auf einem als Radwanderweg ausgebauten Teilstück radeln wir bis Hintersee. Nach einem kurzen Abschnitt holpriger Landstraße folgt ein schmaler asphaltierter Waldweg nach Glashütte. Auch der anschließende Abschnitt bis Grunhof ist neu asphaltiert und trotzdem fast autofrei. Der Grund ist wohl das folgende Teilstück bis Rothenklempenow. Auf einem gut befahrbaren Randstreifen ist die Kopfsteinpflasterallee dennoch ein Genuß – zumindest für Radfahrer. Der Burgfried und die alten Gutsanlagen in Rothenklempenow laden zu einer kleinen Pause ein. Die Straße bis zum Bahnhof Löcknitz läßt uns langsam wieder in die Geschäftigkeit einer Kleinstadt eintauchen. Von hier fährt die Bahn über Pasewalk zurück nach Berlin. Wir entscheiden uns zur Weiterfahrt mit dem Rad. Über die B 104 geht es bis zum Abzweig nach Brüssow. Nach wenigen hundert Metern verlassen wir die vielbefahrene Straße in Richtung Grimme. Von dort geht es auf einer sanft hügeligen Strecke entlang der stillgelegten Bahnstrecke Löcknitz-Prenzlau über Brüssow, Frauenhagen nach Grünberg und dann durch die Uckermark über Schwanenberg nach Schmölln. Hier biegen wir ab, fahren unter der Autobahn hindurch, überqueren die Randow und folgen kurz darauf einem gut befahrbaren Plattenweg in das Randowbruch. Hier eröffnet sich eine weite, flache, von der letzten Eiszeit stark geprägte Landschaft. Wir halten uns immer auf dem einzig durchgängig befahrbaren Weg links der Randow. Zwischenzeitlich auftauchende Sackgassenschilder sind nur für den motorisierten Verkehr von Bedeutung. Speziell im letzten Viertel des Bruches durchqueren wir Koppeln mit extensiver Viehhaltung. Falls der Auslauf der Rinder es erfordert, muß die Fahrt bis zum Bahnhof Schönow auf der parallel verlaufenden Landstraße fortgesetzt werden. In Schönow endet unsere Tour durch die dünnbesiedelten und abwechslungsreichen Landschaften Vorpommerns und der Uckermark.

Abfahrt der Züge ab Berlin-Lichtenberg: RE ab 5.47 Uhr, IR ab 6.51 Uhr, umsteigen in Pasewalk RB ab 8.37 Uhr, jeweils alle zwei Stunden. (Achtung Nutzer des Schönen-Wochenend-Tickets: Nur der IR hat in Pasewalk direkten Anschluß zur RB nach Ueckermünde.)

Rückfahrt ab Löcknitz: RB ab 15.57, 17.57, 19.59, 20.59 Uhr mit direktem Anschluß in Pasewalk an den RE nach Berlin.

Rückfahrt ab Schönow: RB ab 14.40, 18.40, 22.32 Uhr jeweils mit direktem Anschluß in Angermünde an den RE nach Berlin.

Empfehlenswerte Karten: ADFC- Radtourenkarte Nummer 4, 1:150.000; ADFC-Regionalkarte „Usedom/Haffküste“, 1:75.000 (jeweils Bielefelder Verlagsanstalt).

Achtung: Aufgrund des Ausbaus der Verkehrsinfrastruktur in Ostdeutschland sind inzwischen auch Nebenstraßen oft besser befahrbar, als in den Karten angegeben.

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