: Wal-Beobachter auf Sylt
Vor dem dänischen und schleswig-holsteinischen Wattenmeer herrscht die größte Dichte an Meeressäugern in der Nordsee ■ Von Achim Fischer
Hawaii, Baja California, Wenningstedt – von vielen Inseln und Küstenabschnitten aus lassen sich Wale beobachten. Vor Wenningstedt auf Sylt kreuzen zwar nicht die dicksten Exemplare, dafür aber ist es, im Gegensatz zu Hawaii und Californien, nur drei Zugstunden von Hamburg entfernt. Einen „Whale Watching Boom“erwartet das Nationalparkamt Wattenmeer nicht für die Nordseeinsel. „Mit Geduld und Glück ist es möglich, Schweinswale zu entdecken.“
Schweinswale sind die häufigste Walart in Nord- und Ostsee und die ostfriesische Ausgabe von Immer-munter-Flipper. Denn sie zählen zur Gruppe der kleinen Tümmler, damit zu den Delphinen, und die sind nicht nur keine Fische, sondern auch noch Wale.
Der Gesamtbestand der Regio-Flipper wird auf mehr als 250.000 Tiere in der Nordsee und der westlichen Ostsee geschätzt. Die höchste Dichte registrierte ein internationales Forscherteam vor dem dänischen und schleswig-holsteinischen Wattenmeer, unmittelbar vor den Grenzen des Nationalparks. Innerhalb dieses Gebietes wiederum hielten sich die meisten Wale vor Amrum und Sylt auf. Zwischen 3300 und 4500 der schwimmenden Säuger haben dort vermutlich ihr Revier.
Der Schweinswal neigt in der Regel nicht zu häufigem Springen. Und er ist, gemessen an anderen Walarten, relativ klein: nur bis zu 1,80 Meter groß und bis zu achtzig Kilogramm schwer. Im Gegensatz etwa zum großen sucht der kleine Tümmler außerdem nur bedingt die Nähe zu Menschen. Daraus lernen wir: Der Hauswal der Nord- und Ostsee eignet sich nicht als integraler Bestandteil einer Pauschalreise mit Geld-zurück-Garantie. Wer aber am richtigen Ort zur richtigen Zeit Geduld beweist, hat gute Chancen, einen Meeressäuger, zur Zeit auch mit Nachwuchs, zu entdecken.
Gute Voraussetzungen bieten nach Angaben des Nationalparkamtes die Fähren zwischen Sylt und dem dänischen Røm. Die Tourismus-Zentrale in Westerland empfiehlt den Küstenabschnitt zwischen Rantum und Hörnum. Und die Biologische Schutzstation List legt Wal-Fans den Strand vor Westerland-Wenningstedt ans Herz. Die Station schätzt alle zwei Wochen die Zahlenstärke des Walvolkes. Von 18 Punkten entlang der Sylter Westküste beobachten MitarbeiterInnen die Wasseroberfläche. „Und wir entdecken praktisch jedesmal von jedem Beobachtungspunkt aus Schweinswale“, versichert Verena Battenhorn, Praktikantin in der Schutzstation List.
Und hat noch zwei Tips für Wal-Beobachter: Die Tiere kommen nur selten bis auf ein paar Meter an den Strand. Ein Fernglas erhöht deshalb die Chance nicht unerheblich, die dreieckige Rückenflosse eines Säugers auszumachen. Und: Schweinswale sind, wie alles im und auf dem Meer, am besten bei ruhigem Seegang zu entdecken.
Fähren von Sylt nach Røm, ab List: montags bis sonntags um 8, 10, 12, 14, 16.15 und 18.30 Uhr. Preis für Hin- und Rückfahrt: acht Mark pro Person.
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