: Die Droge als Stoff
■ Die Poets Lounge ehrt Jörg Fauser in ihrem neuen Heim auf Kampnagel
Mit der Veranstaltung fauser. Ein Tribut an Jörg Fauser (1944 - 1987) präsentiert sich die Poets Lounge heute zum ersten Mal auf Kampnagel. Anlaß für die Hommage ist der zehnte Todestag des Autors, der sich am 17. Juli des Jahres jährte.
Fauser, der in den frühen Siebzigern für Underground-Zeitungen und Kleinverlage schrieb, arbeitete später für die Frankfurter Hefte, die Baseler National-Zeitung, für das Tip-Magazin in Berlin und für die Münchener Zeitschriften Lui und Transatlantik. Von seiner Abhängigkeit im Drogenviertel Istanbuls, dem damaligen Zentrum der europäischen Junk-Kultur, erzählt seine erste große Erzählung Tophane. Auch seine frühen Gedichte, Erzählungen und Essays sind von der Sucht geprägt.
Die Droge wurde für Fauser zur Metapher für „jede Abweichung von der Normalität“. Inspiriert wurde er hier besonders von amerikanischen Autoren: William Burroughs, Junkie und König der Beat-Generation, war ein Vorbild Fausers. Harte Schnitte bis hin zur Auflösung der Syntax sind typisch für die Werke Fausers aus dieser Zeit. Sie entlehnen sich aus der von Brion Gysin entwickelten literarischen „Cut up“-Technik, die Burroughs exzessiv weitergetrieben hat. 1972 löste sich Fauser von den harten Drogen. Das Thema selbst hat ihn jedoch nie verlassen. So thematisiert er immer wieder die Unterprivilegierten, die underdogs am Rande der Gesellschaft. In dem autobiographischen Roman Rohstoff schildert er die Zeit seiner Sucht bereits distanzierter. Mit dem Krimi Der Schneemann gelang ihm schließlich der Durchbruch. Doch kurz vor der Schwelle zum Kultautor starb Fauser noch am Tage seines 43. Geburtstages bei einem Unfall.
Maria Brombacher
heute, 21 Uhr, Kampnagel, Foyer 2
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