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KommentarSenator für Chaos

■ Der Rechtsstaat a la Borttscheller

Chaos-Tage waren angekündigt. Also wollte die Welt auch Chaos sehen. Nur die paar Bremer Punks wollten es nicht bieten. Doch was macht das schon. Schließlich haben wir die Medien, die selbst dann dramatische Bilder finden, wenn eigentlich nichts los ist. Und wir haben die Bremer Polizei, die 144 Jugendliche hopsnimmt – weil sie irgendwie „punktypisches Verhalten“ oder „punktypisches Aussehen“ an den Tag gelegt hätten. Oder zumindest das, was Polizei und Medien dafür halten.

Bremens Innensenator Ralf Borttscheller kann sich auf freundliche Schlagzeilen freuen: Er hat den starken Mann markiert und für Ruhe gesorgt. Wer mag da noch fragen, ob überhaupt mit Unruhen zu rechnen war? Und wen interessiert es schon groß, ob hundert bunthaarige Jugendliche auf nacktem Betonboden bei dreckigem Wasser und keinem Brot eingekerkert werden?

Auch wenn in ein paar Monaten die Gerichte entscheiden werden, daß eine solche Festnahme von allem, was irgendwie auffällig aussieht, gegen geltendes Recht verstößt – Innensenator Borttscheller wird es nicht erschüttern. Schließlich hat er auch bisher schon keine übermäßig ausgeprägte Liebe zum Rechtsstaat bewiesen. Der Zuspruch seiner Wähler ist ihm gewiß, denn er läßt endlich das tun, was sie schon immer wollten und nie gewagt haben: den bunten Gestalten mal richtig eins auf die Mütze geben. Dirk Asendorpf

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