■ Vorschlag: Hubert von Meyerinck zum 100. Geburtstag. Im Schwulen Museum
Zwar hat ihn Max Reinhardt zum Charakterschauspieler ausgebildet, gespielt hat er dann allerdings doch meist nur Knallchargen. Mit glattpolierter Glatze und feistem Grinsen umkreiste sein Rollenspektrum zumeist den Typus des blasierten Preußen: mal Hochstapler, mal arroganter Baron oder aufgeplusterter Beamter. Die Sprache steif, die Haltung beinahe militärisch-akkurat, alberte sich Hubert von Meyerinck als komisches und nicht selten recht tuntiges Original durch die deutschen Filmkomödien der 40er bis in die 70er Jahre: von „Münchhausen“ (1943) und „Mädchen Rosemarie“ (1958) zum „Spukschloß im Spessart“ (1960) und „Wenn die tollen Tanten kommen“ (1970). „Er war grotesk auf Volldampf. Er turnte Ausdruck. Er strampelte Mitteilung mimisch“, schrieb Friedrich Luft als Meyerinck 1971 starb. Damals war es mit dieser Art deutschem Filmhumor jedoch auch fast schon vorbei.
Heute vor 100 Jahren wurde Hubert Georg Werner Harald von Meyerinck in Potsdam geboren. Seine Freunde nannten ihn Hubsi, und seine Memoiren betitelte er „Meinen berühmten Freundinnen“, auch wenn nicht wenige davon Männer waren. Dieses Buch steht nun im Zentrum einer kleinen Hommage zum Geburtstagsjubiläum im Schwulen Museum, die in Zusammenarbeit mit dem Fotoarchiv der Stiftung Deutsche Kinemathek entstand.
Der in Rom lebende Künstler Kurt Stark hat mit Hunderten von Szenenfotos und Zeitungsausschnitten die Wände des Raums collagiert. Konfrontiert werden das öffentliche und das private Bild des Schauspielers. Einzelne Passagen seiner Autobiographie und Fotografien aus seinem Leben verraten so erst im Gegen- und Miteinander, was offiziell nicht sein durfte: das schwule Leben eines überaus erfolgreichen Komödianten, der in fast 300 deutschen Filmen mitgewirkt hatte. Daß etwa sein Freund, der Tennisstar Gottfried von Cramm, von den Nazis verhaftet worden war, teilt von Meyerinck zwar mit, aber nicht den Grund: die Verurteilung nach § 175 wegen homosexueller Vergehen. Eine Ecke des Raums ist all seinen „Freundinnen“ gewidmet, die er in seinen Memoiren verewigt hat. Einer von ihnen gehörte auch das Exemplar des Buchs, das auf einer kleinen Säule unter einer Glaskuppel wie ein Juwel drapiert ist. Mit ihr trat er bereits in den 20er Jahren in Berliner Kabaretts auf und zog des Nachts lärmend und kreischend durch die Künstler- und Schwulenetablissements: Marlene Dietrich. Axel Schock
„Hommage an Hubsi“, Eröffnung heute, 19 Uhr. Danach bis 5.1., Mi.-So. 14-18 Uhr, Schwules Museum, Mehringdamm 61
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