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■ Voll ermutigenden Frohsinns: der „FAZ“-ImmobilienteilErfurt muß schöner werden!

Menschen, die meinen, sich dafür verteidigen zu müssen, die FAZ zu lesen, lassen sich gemeinhin in zwei Gruppen einteilen. Die einen sagen, sie täten es wegen der politischen Kommentare, weil sie so bereits über die künftigen Positionen der Regierung Bescheid wüßten; die anderen behaupten, sie täten es wegen des Feuilletons, weil es, nun ja, halt das FAZ-Feuilleton sei.

Da ist es doch dringend geboten, einmal den Immobilienmarkt zu würdigen, die wirklich aufschlußreichste Rubrik der „Zeitung für Deutschland“. Schließlich bekommt man hier jeden Freitag auf einer Seite eines der wichtigsten Themen der nächsten Jahre präsentiert: Städtebaupolitik. Und zwar pur – von Belang sind nämlich nur Investitionsvolumina oder Renditen oder Steigerungs- und Nettoabsorptionsraten; ob ein Projekt gesellschaftlich nützlich ist, diskutieren die Autoren nie.

Um so grotesker mutet es an, wenn die zahlenfixierten Journalisten an die Emotionen der Leser zu appellieren versuchen, zum Beispiel mit der Headline „Erfurt soll schöner werden“. Im Zuge dieser Schönheitsoperation bekomme die Stadt ein „Justizzentrum mit einem entsprechenden Umfeld, das es sonst nur in Karlsruhe gibt“, versprechen die Planer. Ein „Medienzentrum“ muß natürlich auch noch her und ein Fünf-Sterne-Hotel sowieso. Ja, das finden die Erfurter bestimmt schön.

Seit Anfang der neunziger Jahre reden Immobilienexperten von einer Krise. Sie ist eigentlich ein Segen, denn wer die überflüssigen Büro- und Geschäftsgebäude betrachtet, die seitdem entstanden sind, vermag sich ja kaum auszumalen, was da noch alles hochgezogen wird, falls die Flaute mal vorüber sein sollte.

Weil die Krise allgegenwärtig ist, bemüht sich die FAZ verzweifelt, Zahlen zu finden, mit denen sich gut Wetter machen läßt. So erfährt man, daß möblierte Zweizimmerwohnungen im Bundesdurchschnitt 0,9 Prozent günstiger seien als noch vor einem halben Jahr. Der Wohnungsuchende, der beim Lesen dieser Meldung nicht in Freudentränen ausbricht, kann nur ein Kleingeist sein. „Amerikas Büromärkte weiter im Aufwind“, verkündet die Zeitung an einem anderen Freitag frohgemut. Ihre Begründung: „In 41 erfaßten Vorstädten ist die Leerstandsrate ... von 16,5 auf 15 Prozent zurückgegangen.“ Huch, ist das nicht schon mehr als ein Aufwind? Eine Böe mindestens.

Gewiß, es gibt auch sehr pflichtbewußte Kollegen. „In nahezu allen größeren Städten Ostdeutschlands stehen Neubauwohnungen leer ..., und unter Immobilienmaklern gibt einer nach dem anderen auf“, konstatiert einer. Und dennoch schafft sogar er es, Optimismus zu verbreiten, hat er doch einen Experten aufgetrieben, der „keinen Grund zur Resignation“ sieht: den Leiter der „größten Franchise-Maklerorganisation in den neuen Bundesländern“. Die Zuversicht wird in der Regel gedämpft zur Schau getragen, selten steigert sich einer angesichts vermeintlich visionärer Projekte in eine solche Euphorie wie Jens Friedemann, der die im Laufe der nächsten Jahrzehnte anvisierte Verlegung von Hauptbahnhöfen unter die Erde so knorke findet, weil damit vielleicht „die Brutstätten für Kriminalität im Umfeld der Bahnhöfe ... parkähnlichen Landschaften weichen“.

Praktische Lebenshilfe für etwas größere Bevölkerungskreise gibt's freitags ebenfalls. So läßt sich aus einem Text schließen, daß man im nächsten Jahrtausend auf keinen Fall bei „führenden Unternehmen“ der Elektronik-, Geld- und Versicherungsbranche tätig sein sollte. Eine Umfrage hat ergeben, daß diese Firmen eine Bürofläche von acht bis zwölf Quadratmetern pro Person für „ideal“ halten. Dazu paßt die apokalyptisch anmutende Headline: „Das Büro 2000 soll nur noch halb so groß sein“. René Martens

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