: Gebanntes Ringen in Kühle
■ Das erweiterte Barlach-Haus ist wieder geöffnet
Gut, daß manchmal doch die Sonne scheint, denn um die Umgestaltung und Erweiterung des Ernst Barlach-Hauses im Jenischpark richtig würdigen zu können, muß man in der vergrößerten Cafeteria sitzen und den Kontrast zwischen den leuchtenden Formen des Parks und der leichten Unterkühlung des Hauses erfahren. Der Museumsbau, der 1961 von Werner Kallmorgen im Stil der Klassischen Moderne entworfen worden war, ist von den Umbau-Architekten Karres & Partner sehr kollegial behandelt worden. Auf Experimente wurde explizit verzichtet, selbst die verwendeten Backsteine entsprechen dem damals verwendeten Material.
Das wiedereröffnete Barlach-Haus bietet jetzt eine zum Park hin weit offene Cafeteria mitsamt einem wohlsortierten Bücherstand, einer auf den expressionistischen Bildhauer und die Kunst seiner Zeit spezialisierten Bibliothek mit ruhigen Arbeitsplätzen und vor allem einem neuen, circa 100 Quadratmeter großen Ausstellungsraum. Dieser soll vor allem für Sonderausstellungen genutzt werden. Dank der Erweiterung ist es jetzt nicht mehr notwendig, bei solchen Gelegenheiten Exponate der ständigen Ausstellung ins Depot zu verbannen – sogar dem berühmten Fries der Lauschenden wurde einmal dieser Tort angetan.
Das direkte Nebeneinander tut vor allem der momentanen Sonderausstellung Das Jahr 1909 – Ernst Barlach in Florenz gut. Diese wurde ursprünglich vom Barlach-Haus in Güstrow konzipiert und konzentriert sich auf Entwurfsprozesse. Den Hauptkorpus der Exponate bilden Skizzen und Werkmodelle, die Barlachs Ringen um eine neue, nicht-klassische Form sichtbar werden lassen. Gerade hier bewährt sich das Gegenüber von ständiger und einmaliger Ausstellung. Immer wieder sieht man in den späteren Plastiken die früheren Entwürfe aufblitzen. Eine solide Ausstellung in einem schönen Ambiente. Matthias Anton
Das Jahr 1909 – Ernst Barlach in Florenz. Ernst Barlach-Haus, Jenischpark, Di-So, 11-17 Uhr
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