: 19 Festnahmen bei Antifa-Demo
■ 1.500 Personen gedachten in Friedrichshain des vor vier Jahren ermordeten Silvio Meier. Nazidemo in Köpenick
Etwa 1.500 Personen haben am Samstag in Friedrichshain der Ermordung von Silvio Meier gedacht. Unter dem Motto „Mach 'ne Faust aus deiner Hand – Kampf dem Faschismus“ zogen die überwiegend jungen DemonstrationsteilnehmerInnen vom Frankfurter Tor über die Rigaer Straße zum U-Bahnhof Samariterstraße. Dort, im Zwischendeck des Bahnhofs, war der damals 27jährige am 21. November 1992 von Neonazis erstochen worden.
Heute hängt dort eine schlichte Gedenktafel, am Boden liegen Blumen. Bereits am Freitag war mit einer Mahnwache an der Gedenktafel an die Ermordung Silvio Meiers erinnert worden. Die Täter waren im Herbst 1993 zu Freiheitsstrafen zwischen acht Monaten und viereinhalb Jahren verurteilt worden.
Im Vergleich zu den vergangenen Besetzerdemos und der letztjährigen Gedenkdemonstration für Silvio Meier, bei der es zu Ausschreitungen gekommen war, hielt sich die Polizei am Samstag auffallend zurück. Die Polizei selbst sprach von einem Demonstrationszug ohne größere Zwischenfälle. Gleichwohl kam es im Zusammenhang mit der Demonstration zu 19 Festnahmen, teilte der Lagedienst der Polizei gestern mit. Über den Grund der Festnahmen wurden keine Angaben gemacht.
Ein Haus in der Kopernikusstraße, das während der Demo besetzt wurde, war vor dem Eintreffen der Polizei von den Besetzern wieder verlassen worden. Im Vorfeld der Silvio-Meier-Demonstration war in der Nacht zum Freitag ein Brandanschlag auf ein Polizeigebäude in der Marchlewskistraße verübt worden.
Dabei wurde nach Polizeiangaben das Feuer, das auf dem Teppichboden eines Frühstücksraums ausbrach, schnell wieder gelöscht. Der Staatsschutz hat seine Ermittlungen aufgenommen.
Zu Beginn des Demonstrationszugs am Samstag hatte die Demoleitung wiederholt auf einen gleichzeitig stattfindenden Aufzug der „Nationalen Demokraten“ in Köpenick hingewiesen und die Demonstrationsteilnehmer aufgefordert, „die Gegendemo zu verhindern“. Insgesamt nahmen bei der Nazidemo etwa 50 Personen teil. Zu Festnahmen kam es lediglich bei der spontanen Gegendemonstration. Dabei wurden drei Personen zugeführt.
Unterdessen hat die Ankündigung von Innensenator Jörg Schönbohm (CDU), sämtliche noch besetzten Häuser zu räumen, in der Hausbesetzerbewegung für hektische Betriebsamkeit gesorgt. Bereits am kommenden Mittwoch soll um 18 Uhr auf dem Traveplatz in Friedrichshain eine Spaßparade der besetzten Häuser stattfinden. Motto des Spektakels: „Wir können auch anders“.
Für kommenden Samstag haben die Hausbesetzer zu einer bundesweiten Demonstration für den Erhalt alternativer Lebensräume und gegen den Hauptstadtwahn von Innensenator Schönbohm aufgerufen. Die Demonstration beginnt um 14 Uhr am Rosa-Luxemburg-Platz. wera
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