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■ Nur Hans-Josef Elz kann die Grünen voranbringenDas Geheimnis des Hoffnungsträgers

Der gestrige Bericht über den bündnisgrünen Politiker Hans-Josef Elz hat einen Wirbel entfacht, der die Arbeit in der taz-Telefonzentrale praktisch lahmlegte. Notorische Wähler der Partei wollten mehr über den hochbegabten Frührentner erfahren. Einzig der Nahverkehrsexperte der Mainzer SPD, Rudolf-Otto Niedziella, („S- Bahn-Rudi“), benötigte keine Information über den Grünen-Vorstandsprecher in spe. Er monierte, daß seine Partei nicht erwähnt worden war: „Der Hans-Josef war schließlich mal bei uns.“

Was der Sozialdemokrat geflissentlich verheimlichte: Elz, der 30 Jahre in der Partei war und erst 1991 zu den Grünen konvertierte, war nicht irgendein Genosse. Kurz vor seinem Austritt hatte der unbequeme Mahner noch gegen einen schleswig-holsteinischen Lokalpolitiker namens Björn Engholm um den Parteivorsitz antreten wollen. Leider mußte der Rheinländer seine Kandidatur wegen einer Krankheit kurzfristig zurückziehen, weshalb Engholm, im Gegensatz zu Elz schon lange vergessen, einen lockeren Sieg davontragen konnte.

Der heutige Hoffnungsträger der Bündnisgrünen kehrte den Sozialdemokraten erst den Rücken, als diese seine Vorschläge nicht befolgten. „Ich habe angeregt, auf die Frauen und auf die Jugend zuzugehen, um neue Wählerschichten zu erschließen. Damals vergeblich. Mittlerweile hat die Partei ja einige meiner Ideen umgesetzt“, sagt Elz. Der SPD-Sonderparteitag zur Jugendpolitik am vergangenen Montag – kaum denkbar ohne die sisyphosartige Pionierarbeit von Elz!

Der Visionär hat in seiner Zeit bei den Sozialdemokraten unter anderem gelernt, daß man utopieunfähige Mitglieder nicht mit allzu weitsichtigen Ideen überfordern darf. Hatte er im Zuge der Auseinandersetzung mit Engholm noch die Devise ausgegeben, die Mitgliederzahl innerhalb von fünf Jahren um zwei Drittel zu erhöhen (um 609.000 auf 1,5 Millionen), so will er als Sprecher des grünen Bundesvorstands erst einmal eine Politik der kleinen Schritte einleiten. Elz plant, 30 Prozent neue Mitglieder zu werben – allerdings bereits im Laufe der nächsten zwei Jahre (wir berichteten).

Den Parteitag will der routinierten Politiker in aller Ruhe auf sich zukommen lassen. „Gegen Engholm hätte ich damals vielleicht 20 bis 30 Prozent der Stimmen geholt. Diesmal sind meine Chancen etwas besser“, sagt Elz. Dieses Understatement beweist: Der Mann hat seine Hausaufgaben in Psychologie gründlich gemacht. René Martens

Lesen Sie morgen das exklusive Hans-Josef-Elz-Riesenporträt: Wird er zur Integrationsfigur der Grünen? Wie steht er zu Joschka Fischer? Was verbindet ihn mit Oskar Lafontaine?

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