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Sehr praktisch: Gründerzeittüren

■ Die Wohnungen quellen über von Weihnachtsgeschenken, die Familie ist in den Skiferien. Schön duster ist es in der winterlichen Stadt. Da freut sich der Einbrecher

Die einfachen Türen in den Berliner Altbauten sind sehr praktisch, wenn man sich aus Versehen ausgesperrt hat. Gewiß wird eine Nachbarin oder ein Freund mit Zange und Schraubenzieher aushelfen. Der gründerzeitlich verzierte Beschlag ist ebenso schnell abmontiert wie ein neueres Exemplar mit sichtbaren Schrauben. Mit der Zange läßt sich der Bolzen bewegen, an dem die Klinke hängt. Schon ist die Tür auf.

Aber auch EinbrecherInnen (Frauenanteil 10,6 Prozent) wissen es zu schätzen, wenn die Tür so leicht zu knacken ist. Gerade in den dusteren Wintermonaten, weiß Kriminaldirektor Winfried Roll von der Berliner Polizei, ist Stoßzeit in Sachen Einbrüche. Wer also mit Billigausrüstungen Schluß machen möchte, muß in das weite Feld der Abwägungen und Eventualitäten eintauchen – und an den Geldbeutel denken. Sollte es vielleicht ein Doppelriegelschloß sein, mit dem die Tür auf beiden Seiten verriegelt wird? Muß man die Tür oder den ganzen Rahmen austauschen, um geschützt zu sein?

Ein Zylinderschloß sollte es mindestens sein. Die altgedienten „Buntbartschlösser“ lassen sich zu leicht mit einem Dietrich öffnen. Wer ein neues Zylinderschloß einbaut, sollte daran denken, daß der Zylinder nicht über den Beschlag vorsteht, sonst läßt er sich mit einer großen Zange leicht herausdrehen. Noch besser sind teurere Zylinder. Sie sind auch gegen Aufbohren geschützt. Auch die Verschraubung des Beschlags in der Tür sollte nur von innen zugänglich sein. Der Riegel muß aus stabilem Material sein, möglichst lang. Wenn man ihn dann auch noch durch zweimaliges Umschließen weit in das Schließblech einschieben kann, ist er nicht so leicht herauszuholen. Dazu gehört freilich auch, daß die Umgebung des Schlosses nicht leicht aufzubrechen ist. Hier ist ebenfalls Stahl das beste Material.

Nicht nur wegen ihrer Schlösser sind historische Altbautüren problematisch. An den fein getischlerten Füllungen sind sie so dünn, daß eine kräftige Faust den Weg ins Innere bahnen kann. Sinnvolle Ergänzung: eine dicke Holz- oder Stahlplatte, die die Tür auf der ganzen Fläche verstärkt. Gegen Eindringlinge, die sich mit einem Vorwand die Tür öffnen lassen, hilft ein Spion. Vor allem wenn er nicht zu erkennen ist. Manche Spione können deshalb im Namensschild verborgen werden. Die Sicherheitsausrüstung, die mehr oder weniger ihr Geld wert ist, wird nach Auskunft der Beratungsstellen vielfach falsch montiert. Besser ist es, sich beraten zu lassen.

Der Einbrecher kommt vor der ,Tagesschau‘“, faßt Kriminaldirektor Roll zusammen. Im Sommer und im Winter sieht das etwas anders aus, denn, so Roll, „es kommt hauptsächlich darauf an, daß es duster ist“.

Der Anteil der Einbrecher, die durchs Fenster einsteigen, ist in den vergangenen Jahren gestiegen – weil die Türen zunehmend gut gesichert werden. Also sollte man hier an abschließbare Fenstergriffe, zusätzlich aber auch weitere Sicherungen wie Sperriegelschlösser denken. Höher als bis in den ersten Stock gelangen Einbrecher selten. Balkone allerdings bieten ein gute Tarnung.

Von den 15.504 Wohnungseinbrüchen im Jahr 1995 fanden 80 Prozent in Mehrfamilienhäusern statt. Die Verteilung auf die Bezirke bestätigt nicht jedes Klischee. Daß die Quote in Zehlendorf am höchsten über dem Durchscnitt liegt, überrascht zwar kaum. Aber ausgerechnet das durchgrünte Köpenick auf dem letzten Platz? „Im Osten lebt man am ruhigsten“, sagt Winfried Roll. „Vielleicht glauben die Einbrecher, daß im Westen mehr zu holen ist.“

Die meisten Eindringlinge sind alles andere als ausgebuffte Profis. Gerade deshalb ist es keineswegs nutzlos, mühsame Hindernisse in den Weg zu legen, die erst noch überwunden werden müssen. Oft könnte der Einbrecher, während er sich abmüht, schon entdeckt werden. Vor allem, wenn dabei Lärm entsteht. Außerdem ist der Zeitverlust oft Grund genug, rasch aufzugeben. „Maximal sechs Minuten versuchen es die meisten Leute“, weiß Roll.

Die drei L der Vorbeugung (Lärm, Licht und Leute) haben schon manches Schmuckstück vor fremden Händen bewahrt. Wer eine Alarmanalage möchte, sollte sich beraten lassen. Denn eine Anlage, die über ein sichtbar verlegtes Kabel versorgt wird, kann man sich ebenso sparen wie eine, die in der Nachbarschaft wegen vieler Fehlalarme nicht mehr ernst genommen wird. Und Held zu spielen lohnt sich nicht. Schon wenn in einem anderen Zimmer das Licht angeht und ein einschlägiges Gespräch zu hören ist, ergreifen viele Einbrecher lieber die Flucht.

Informationen zu diesem Thema gibt es noch bis zum 28. Februar in der Schloßstraße 4–5 in Steglitz. Hier hat die Bewag in ihrer Beratungsstelle gemeinsam mit der Kripo eine Ausstellung zum Thema Sicherheit. Matthias Fink

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