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Das Diabolische in knallroten Schuhen

■ Der „Meister und Margarita“ nach Bulgakow im Theater Zerbrochene Fenster

Der Raum ist schwarzweiß, in der Ecke steht ein gelblicher Arztstuhl, die Krankenschwester trägt Weiß, der Patient schmutzige Unterhosen und Zwangsjacke. Dazu tritt der Nervenarzt im grünen Kittel, mit rotem Kugelschreiber. Dann, plötzlich, wird die ganze Szene in Türkis getaucht. In jedem der zwölf kunstvoll gebauten Bilder zerlegt der Regisseur Arne Baur-Worch das Licht in Spektralfarben.

Sechs verschiedene Schauplätze und ein Marionettenspiel schachtelt er ins enge Theater Zerbrochene Fenster, das nach langer Zeit mal wieder eine Eigenproduktion zeigt. Manchmal bewegt sich die Handlung auf mehreren Ebenen gleichzeitig. Mit Hilfe dieser Bühnenarchitektur, vielen Licht-, Farb- und Requisitenspielen stellt sich der Regisseur der Schwierigkeit, „Der Meister und Margarita“, den grotesk-phantastischen Roman Michail Bulgakows (1891 bis 1940), auf die Bühne zu bringen.

Die erzählerische Vielschichtigkeit des posthum erschienenen Romans wird in ein Spiel mit Räumen und Farben umgesetzt: Das Diabolische kommt in knallroten Schuhen daher, es flackert im Kamin, zaubert mit einer roten Glaskugel oder spritzt in verflüssigter Form blutig über die Bühne.

Unglaubliche Dinge geschehen im Moskau der dreißiger Jahre. Berlioz, einem Literaturfunktionär, wird der Kopf von einer Straßenbahn abgetrennt – und ein vermeintlicher Ausländer sagt es voraus. In einem Varieté bricht Hysterie aus, als überall Geldscheine umherfliegen, später findet sich das Publikum unbekleidet auf der Straße. Margarita fliegt zu einem Hexensabbat (in der Inszenierung leider ohne ihr berühmtes Schwein).

Es sind der Teufel selbst und seine drei dämonischen Kumpane, die ihr Unwesen treiben mit der Habgier und Korrumpierbarkeit der Leute. Zugleich gibt es die Liebe zwischen dem Meister und Margarita und die Migräne des Pontius Pilatus, der sich hier als Marionette den Holzkopf zermartert.

Der Versuch, die Phantastik des Romans in eine musikalisch-tänzerische Inszenierung umzusetzen, gelingt nur teilweise, da die Schauspieler gerade im gestisch-tänzerischen Bereich mehr am Boden kleben, als sich zum Hexensabbat aufzuschwingen. Eher dilettantisch wirkt auch ein Spiel mit Dialekten, das als Ersatz für das großstädtische Stimmengewirr des Romans wenig geeignet ist. Daß die Inszenierung dennoch wirkt, liegt am gelungenen Zusammenspiel von Licht, Farben, Rhythmik und Stimmen aus dem Off. Johanna v. Koppenfels

„Der Meister und Margarita“ nach Michail Bulgakow. Dramatisierung: Heinz Czechowski, Regie: Arne Baur-Worch. Bis 18.1., 20.30 Uhr, Theater Zerbrochene Fenster, Schwiebusser Straße 16

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