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■ Mit Daimler-Benz auf du und duEin Schrempp für alles

Berlin (taz) – Helmut Werner, Chef von Mercedes-Benz, hat im Machtkampf mit dem Daimler-Benz-Konzernchef Jürgen Schrempp resigniert – und nimmt seinen Hut. Die Mercedes-Benz AG als selbständige Tochter der Daimler- Benz AG wird aufgelöst und in die Holding der Muttergesellschaft integriert. Kein (ihm gebührender) Platz mehr für Werner im Konzern. Und dies, obwohl Werner in den vergangenen Jahren als „Kostenschleifer“ gefeiert worden war. An Selbstbewußtsein mangelte es ihm nicht. „Werner malt ein Rechteck, schraffiert drei Viertel der Fläche und erklärt: Das Rechteck ist der Gesamtkonzern, die schraffierte Fläche, das bin ich“ (managermagazin).

Jetzt wird also der „gute Stern“ Mercedes-Benz AG auf die Konzernholding Daimler- Benz AG fusioniert. Und andere Konzernbereiche sollen folgen. Nur noch die debis AG und die Dasa AG werden als rechtlich selbständige Einheiten unter dem Dach der Konzernmutter Daimler-Benz AG bestehenbleiben. Damit hat Schrempp den von Exkonzernchef Edzard Reuter in den 80er Jahren eingeschlagen Kurs um 180 Grad korrigiert. Reuter wollte aus Daimler-Benz einen „integrierten Technologiekonzern“ mit rechtlich selbständigen Einheiten machen.

Der Mercedes-Benz AG kam im Konzept von Reuter keine herausragende Bedeutung mehr zu, denn der Sozialdemokrat rechnete mit dem Niedergang der Automobilindustrie weltweit. Das war der größte Irrtum von Reuter. Gerade die Mercedes-Benz AG brachte den Konzern in den 90er Jahren wieder nach vorne. Schrempp will Mercedes heute wieder in eine „starke, operative Holding“ integrieren, damit der gesamte Konzern profitiert. Denn in die Holding integriert werden sollen auch die Bereiche Bahnsysteme, Mikroelektronik, Dieselantriebe und Erkennungs- und Sortiersysteme. Und Schrempp is the boß of it all.

Gerne hätte Schrempp den Topmanager Werner im Unternehmen gehalten – als stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Daimler-Benz AG. Doch Werner wollte nicht zweiter Mann hinter Schrepp werden, wo er doch schon erster und überaus erfolgreicher Mann der Mercedes-Benz AG war. Für Werners Abfindung (Bild schreibt acht Millionen Mark) werden die Arbeiter der Daimler-Benz AG noch ein paar Autos mehr bauen müssen als geplant. Und kein Fahrer der Upper class wird in Zukunft noch sagen können, daß er einen traditionsreichen Mercedes fährt. Man(n) fährt dann Daimler-Benz, vielleicht – zum Einkaufen – auch einen kleinen aus der noch von Werner konzipierten A-Klasse. Klaus-Peter Klingelschmitt

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