: Minus verhandelbar
■ IG Chemie spricht mit der Industrie
Hannover (taz) – Die IG Chemie will mit den Arbeitgebern erstmals regelrechte Lohnsenkungsverhandlungen führen. In einem Grundsatzgespräch in Wiesbaden hat die Gewerkschaft am Mittwoch abend mit dem Bundesarbeitgeberverband Chemie vereinbart, am 17. März reguläre Verhandlungen über Spartentarifverträge aufzunehmen. Gegenstand der Tarifverhandlungen wird die Forderung der Arbeitgeber sein, in der kunststoffverarbeitenden, der Chemiefaser- und der Kautschukindustrie die Tarifentgelte um zehn Prozent abzusenken.
Bisher wehrt sich die Gewerkschaft allerdings noch dagegen, daß auch die Kautschukindustrie in diese Verhandlungen einbezogen wird. „Bezüglich der in die Verhandlungen einzubeziehenden Sparten gibt es weiter unterschiedliche Auffassungen“, sagte ein IG- Chemie-Sprecher gestern.
Auch über die Gegenforderungen in den Gesprächen, in denen es ausschließlich um spartenspezifische Abschläge bei den Löhnen gehen soll, müsse die zuständige Tarifkommission noch beraten.
Mit Spartentarifverträgen für die kunststoffverarbeitende und die Chemiefaserindustrie wolle die IG Chemie ein Ausfasern des Flächentarifvertrages verhindern, begründete der Gewerkschaftssprecher die Verhandlungsbereitschaft seiner Organisation.
Verhandlungen über die Tarife in der Kautschukindustrie versucht der Branchenriese Continental auf die Tagesordnung zu drücken. Die hannoversche Continental AG, das größte Unternehmen der Kautschukindustrie hierzulande, droht weiter, einen neuen Arbeitgeberverband zu gründen, falls die Reifenhersteller in die anstehende Lohnsenkungsrunde nicht einbezogen werden. Continental will durch Lohnsenkung bei den 19.000 inländischen Beschäftigten die Rendite aufpeppen.
Über die sogenannte „Reform des Flächentarifvertrages“ will demnächst auch die IG Metall ein Spitzengespräch mit den Metallarbeitgebern führen. „Die Frage tarifpolitisch nach Branchen oder Teilbranchen zu differenzieren, stellt sich auch für uns“, sagte gestern die Sprecherin der Frankfurter IG-Metall-Zentrale.
Im Mittelpunkt der Überlegungen ständen dabei bisher allerdings nicht die Entgeltsätze, sondern Fragen des Manteltarifs, wie etwa differenzierte Arbeitszeitregelungen für bestimmte Bereiche. Jürgen Voges
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