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Endstation für Bahnhof Papestraße

■ Die Deutsche Bahn AG hat sich offenbar von der bisherigen Planung verabschiedet und führt Gespräche mit verschiedenen Architekturbüros. Bezirk Schöneberg hofft auf „eine Nummer kleiner“

Die Deutsche Bahn AG verabschiedet sich offenbar von der Planung für den „Südbahnhof“ Papestraße. Das Projekt der Architekten JSK Perkins und Will (Frankfurt/Berlin) für ein Verkehrsbauwerk samt Bürogebäuden und Shopping-Center paßt nicht mehr in die Überlegungen von Bahnchef Heinz Dürr. Statt auf ihr bisheriges Programm „Kaufhaus mit Gleisanschluß“ setzt die Bahn bei der Zukunft ihrer neuen Bahnhöfe wieder mehr auf traditionelle Konzepte – wohl darum, weil nur schwer Investoren für die Dienstleistungsbauten aufzutreiben sind. Bereits 1995 hatte die Bahn die Pläne für den ICE-Bahnhof Spandau aufgegeben.

Obwohl sich die Bahn bereits 1995 auf den JSK-Entwurf für den Bahnhof Papestraße festgelegt hatte, heißt es nun von der zuständigen Projektleiterin Schwarz: „Hinsichtlich der Verwirklichung des Konzepts ICE-Bahnhof Papestraße ist noch keine Entscheidung gefallen.“ Derzeit würden „Gespräche mit verschiedenen Architekten geführt“. Das Büro JSK befinde sich aber weiterhin im Rennen. Mit der endgültigen Entscheidung für eine Planung sei nun erst im zweiten Quartal 1997 zu rechnen.

Ob die Bahn 1997 einen Bauwettbewerb ausloben will oder den Auftrag direkt vergibt, ließ die Sprecherin ebenso offen wie die Frage nach einem neuen Raumordnungsverfahren. Schwarz: „Ob ein neues Raumordnungsverfahren eingeleitet wird, kann jetzt nicht beantwortet werden.“ Dazu müßten erst neue Entwürfe und das Nutzungskonzept vorliegen.

Gerhard Lawrentz, CDU-Baustadtrat im Bezirk Schöneberg, wollte die Gespräche der Bahn mit anderen Architekten nicht kommentieren. Eine eventuelle Verkleinerung des Bahnhofs halte er jedoch für „ungünstig“. Lawrentz: „Ich hoffe, daß die Papestraße zu einem bedeutenden Bahnhof wird.“ Der Ausbau des Standortes sei wichtig für die wirtschaftliche Zukunft des Bezirks. Der zuständige Stadtrat für Stadtentwicklung, Otto Edel (SPD), sagte, die Verantwortlichen der Bahn wüßten derzeit wohl nicht genau, welche Dimension der Bahnhof Papestraße annehmen solle. Angesichts „realistisch“ kalkulierter Fahrgastzahlen in Richtung Süden und der daraus folgenden fraglichen Rentabilität des Bahnhofs „scheint es nicht unbedingt der feste Wille der Bahn zu sein, dort den zweitgrößten Bahnhof zu planen“. Nach Ansicht Edels würde dem Bezirk ein Bahnhof ausreichen, der „eine Nummer kleiner wäre“.

In der Vergangenheit hatte sich der Bezirk mehrfach mit der Bahn AG angelegt, weil die Eisenbahner bei dem größten Bauvorhaben in Schöneberg eine Zusammenarbeit abgelehnt hatten. Außerdem wurde bemängelt, daß der Auftrag direkt und ohne öffentlichen Wettbewerb vergeben wurde. Besonders ärgerlich fand der Bezirk in der JSK-Planung, daß am Kreuzungspunkt zwischen S-Bahn und Eisenbahn ein Hochhaus und zwei Parkhausriegel gebaut werden sollten. Rolf Lautenschläger

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