Kommentar: Einzelkämpfer Lüthje
■ Der neue alte Universitäts-Chef und sein alter neuer Drang zur Reform
Jürgen Lüthje, der Mann mit dem flotten grauen Filzhut, dem roten Parteibuch und dem Gesicht voll freundlicher Rundungen, darf auf einem der undankbarsten Hamburger Chefsessel sitzenbleiben. Ohne echten Gegenkandidaten schaffte der Uni-Chef die Wiederwahl gleich im ersten Wahlgang.
Lüthje hat wenig Freunde. Das zeigen nicht nur die 13 Enthaltungen, sondern auch die 33 Wahlstimmen. Professorenschaft, SPD und Behörde halten es schlicht für ungehörig, wenn einer wie er gestalten will. Die Professorenschaft will nichts anderes als ihre Ruhe. SPD und Behörde bevorzugen einen dankbaren Befehlsempfänger, der für geräuschloses Sparen sorgt.
Doch Lüthje, nicht nur seinem Senator Leonhard Hajen an Kompetenz und Profil weit überlegen, besaß die Frechheit, die Hamburger Universität wirklich reformieren zu wollen. Inzwischen hat er kapiert, daß seine Personalchefs das nicht wollen. Der neue alte Uni-Chef zog eine verständliche, aber gefährliche Konsequenz.
Er turnt seither wie weiland Klaus von Dohnanyi als Einzelkämpfer durch den Hamburger Verhinderungsdschungel. Das kann und wird auf Dauer nicht gutgehen. Lüthje braucht ein reformerisches Netzwerk und ein Konzept, das mehr enthält als den frommen Wunsch nach wissenschaftlichem Profil und professionellem Management.
Und er braucht Gesinnungsgenossen, die ihm zur Seite stehen. Einzelkämpfer können die kaputte Hamburger Uni nicht sanieren. Dabei hat sie eine Radikalkur bitter nötig.
Florian Marten
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