■ Betr.: Birma: Boykott sinnlos
Dem Bildnis des Mädchens mit den schwarzen Zöpfen entgeht niemand in Myanmar/ Birma. Als Markenzeichen für das „Visit Myanmar Year“ lächelt es von jeder Straßenkreuzung. Zwar wird die Militärregierung ihr ehrgeiziges Ziel von 500.000 Gästen pro Jahr in absehbarer Zeit nicht erreichen, doch der Anstieg des Tourismus ist unverkennbar. Eine Herausforderung für die weltweite Birma-Solidaritätsbewegung, die einen Tourismusboykott fordern. Vordergründig erscheint eine solche Forderung sinnvoll, denn jeder Touristendollar stärkt eines der brutalsten Regime in Asien. Dennoch gibt es in Birma wenig Rückhalt für diese Forderung; auch nicht bei Regimegegnern. Statt eines Boykottaufrufs wäre es sinnvoller, zu versuchen, die Tourismusindustrie in den Kampf um die Demokratie einzubinden. Wenn es nicht ans Geld geht, können auch Reiseveranstalter durchaus aufgeschlossen sein. Welch eine Botschaft würde übermittelt, wenn eine Gruppe von Pauschaltouristen geschlossen mit einem Aung-San-Suu-Kyi-Anstecker in einem Nobelhotel absteigen würde? Das wirkt in einem Land, in dem allein schon die Erwähnung dieses Namens dazu führt, daß ein Gespräch abrupt unterbrochen wird. Daß auch die Generäle die für sie unerwünschten Begleitumstände des Tourismus erkannt haben, zeigt ihre Reaktion auf die jüngsten Demonstrationen. Zwar erinnerte ihre verbale Kraftmeierei gegenüber der Opposition an die härtesten Zeiten der Repression Ende der achtziger Jahre, doch das konkrete Vorgehen fiel relativ gemäßigt aus. Viele meinen, die Anwesenheit der Touristen sei dafür die wichtigste Ursache. Klemens Ludwig
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