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■ VorschlagFootball's going abroad – Lightning Seeds spielen im Loft

Ein wenig traurig dürften die Engländer wegen ihrer Halbfinal- Niederlagen bei der WM 90 und der Euro 96 noch sein. Ein Trost bleibt: Die Unschlagbarkeit der englischen Fußball-Lieder. 1990 siegten New Order mit ihrem Song „World In Motion“, und im letzten Jahr waren es die Lightning Seeds, die mit „Three Lions“ und dem Refrain „Football's Coming Home“ den Krauts und der Welt zeigten, daß England vor allem das Mutterland des Pop ist. Von den Lightning Seeds allerdings hatte man diese Form der Selbstdarstellung am wenigsten erwartet – verrufen als uncharismatische Band, unternehmen sie außer in ihren Songs keine besonderen Anstrengungen, größer als die Beatles zu sein.

Mehr als eine Studioband sollten die Lightning Seeds zuerst auch nicht werden. Denn ihr Denker und Lenker Ian Broudie war Produzent für Bands wie Echo&The Bunnymen, Pale Fountains oder auch Northside (“Shall We Take A trip?“) tätig und wollte Ende der Achtziger bloß probehalber die Seiten wechseln. Und obwohl England damals heftig ravte, stand dem Mann der Sinn nach britischem Songwriting: Keine Experimente, keine Botschaften, sondern Musik, die schön und rein klingen sollte, ohne Haken und Ösen und mit hellen und klaren Melodien. Mit „Pure“ und „All I Want“ hatten die Lightning Seeds dann gleich zwei Hits, und spätestens seit dem 94er Album „Jollyfication“ und dem Wechsel zur Großindustrie machen auch sie das gewohnte Business-Spiel mit. Man gehört zum Establishment, entfacht aber alles andere als Hysterie.

Was auch daran liegen könnte, daß ihre Songs oft eine Idee zu perfekt sind, daß wirklich kein Wässerchen die heitere Stimmung trüben kann. Doch immer nur über den Wolken schweben: das geht selbst den überzeugtesten Glückskindern zuweilen auf den Geist, das will fein dosiert sein. Wie es Broudies Art ist, waren übrigens EURO und die Arbeit an dem neuen Album „Dizzy Heights“ zwei verschiedene Paar Schuhe: „When I recovered from the shock of losing to Germany, I got back into this album“, und dort sucht man dann auch vergeblich das Erfolgsstück „Three Lions“. Gerrit Bartels

Ab 20.30 Uhr im Loft, Am Nollendorfplatz, Schöneberg

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