Störzeile: Ratsherrn auf Rezept
■ Der Drogenbeauftragte über Astra-Substitution und Freibier vom Staat
taz: Herr Bossong, wieso hat der Drogenbeauftragte bisher nicht zum erhöhten Konsum der bedrohten Biere Astra und Ratsherrn aufgerufen?
Horst Bossong: Der Drogenbeauftragte ruft grundsätzlich nicht zum Drogenkonsum auf. Im übrigen wäre er zur Konkurrenzneutralität verpflichtet.
Haben Sie sich wenigstens in anderer Weise um den lokalpatriotischen Alkoholismus verdient gemacht?
Nicht ein ständiges Alkohol-Dilier hilft weiter, sondern die Sicherung von Arbeitsplätzen ist angebracht. Die meisten Konsumenten gehen übrigens in mäßiger und geordneter Weise mit alkoholischen Getränken um.
Und die es nicht können, sichern Arbeitsplätze im Hafenkrankenhaus?
Natürlich stellen sie einen Teil der Patienten. Im übrigen bemühen sich Beratungsstellen auch um andere Therapien.
Astra sorgt also für Arbeitsplätze im Drogenhilfebereich?
So viel und so wenig wie andere Suchtmittel.
Müßte nicht eine staatlich kontrollierte Abgabe von Astra erwogen werden?
Dazu besteht keine Notwendigkeit, weil es nahezu an jeder Ecke eine Abgabestelle mit staatlicher Konzession gibt.
Wie wär's mit Ratsherrn auf Rezept in Apotheken?
Fragen Sie doch mal Schleswig-Holstein.
Haben Sie sich schon mal vorsorgend über eine Ethikkomission zum Komplex Ratsherrn vom Staat Gedanken gemacht?
Wegen der erfahrungsgeleiteten Sachkompetenz halte ich das Redaktions-Kollektiv der tageszeitung für geeignet.
Ist es gerecht, daß Konsumräume für Heroinabhängige staatlich gefördert werden und die für Alkoholiker nicht?
In den privatwirtschaftlichen Konsumräumen wird bekanntlich die psychosoziale Betreuung nicht entlohnt.
Noch ungerechter!
Ich biete an, mit sozialkompetenten taz-MitarbeiterInnen die Aufgabe ehrenamtlich zu übernehmen.
Wäre für Astra- und Ratsherrn-Abhängige eine Substitution mit Holsten möglich?
Nein. Fragen: Silke Mertins
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