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Rotwein – na und?

■ Telefonieren, ohne anzurufen: „Love etc.“ von Marion Vernoux (Panorama)

Jetzt ist es passiert: Die Saat der Geschlechterrollenvertauscher und -verwirrer ist aufgegangen: Queen Latifah hat in „Set It Off“ mit ihren drei Freundinnen bewiesen, daß Frauen sexyer schießen können als Typen, und Alyssa hat in „Chasing Amy“ die Männer crazy gefahren, weil sie sich als Lesbe in einen Typ verliebt. Ich selbst als alter Hetero habe es geschafft, von den schwulen Panoramatickethändlern im Cinecenter eine Karte für „Visiting Desire“ zu bekommen, die mir kontingental gar nicht zustand, und dann noch „All Over Me“ genossen, in dem 15jährige New Yorker Mädchen sich erst ineinander verlieben, dann die eine sich in einen Typen.

Nach alldem könnte man meinen, daß eine klassische französische Dreiecksgeschichte der geniale Rausschmeißer aus der Berlinale wäre. „Love etc.“ von der dreißigjährigen französischen Regisseurin Marion Vernoux aber, in dem eine Frau zwischen zwei Männer gerät, die selber nie telefoniert, aber immer angerufen wird, hat mich gelangweilt. Weder scheint hier der Sex befreiend oder gar spaßig-subversiv zu sein, noch nimmt man den Beteiligten ihre Leidenschaft ab. Eine Dreiecksbeziehung mit Rotwein, ein Hotelzimmer, das für das eine nie genutzt wird. Spaziergänge am Meer, heiraten, Kinder kriegen. Na und?

Die Umworbene, gespielt von der kindfraulichen Charlotte Gainsbourg, ist nicht mal ein bißchen lesbisch, die Männer sind zwar total gut befreundet, aber nicht schwul. Ist in Frankreich die Zeit stehengeblieben? Andreas Becker

„Love etc.“. F 1996. 105 Min. Regie: Marion Vernoux

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