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■ Mit der Biokartoffel auf du und duKnollen-Absatz sinkt

Hannover (taz) – Das Grundnahrungsmittel der Deutschen sind sie längst nicht mehr. Aber für den ökologischen Landbau waren die Kartoffeln in den letzten Jahren der Hoffnungsträger. Schließlich genügt schon ein Biß in den gekochten Erdapfel, um den Qualitätsunterschied zwischen einer konventionell erzeugten Kartoffel und einem Produkt der Biolandwirtschaft deutlich zu machen. Für die Vermarkter von Produkten des ökologischen Landbaus waren die Knollen denn auch das Vehikel, um Bioerzeugnisse auch in den Regalen normaler Supermärkte zu plazieren.

Jetzt allerdings spricht etwa Bioland Niedersachsen von einer dramatischen Situation. Die Hälfte bis zwei Drittel der Kartoffelernte des vergangenen Jahres liegt bei vielen Biobauern noch in den Kellern. Eigentlich müßten um diese Jahreszeit die Lagerbestände schon bis auf einen Rest von 20 Prozent abgebaut sein. „Die Preise sinken in existenzbedrohende Tiefen“, sagt der Geschäftsführer von Bioloand Niedersachsen, Harald Gabriel.

Schuld an dieser Situation ist paradoxerweise vor allem die gute Kartoffelernte des letzten Jahres. Zudem hatten die Biobauern, die in den Jahren zuvor gute Preise erzielen konnten, auch die Anbaufläche ausgeweitet. Dem höheren Angebot stand dann allerdings eine sinkende Nachfrage gegenüber. „In den Supermärkten stehen unsere Kartoffeln in direkter Preiskonkurrenz zu den Produkten aus konventionellem Anbau“, sagt der Bioland-Geschäftsführer. Nach der guten Ernte des letzten Jahres seien die Preise für normale Kartoffeln kräftig in den Keller gegangen. Die Preisdifferenz zwischen normalen und Biokartoffeln sei dadurch viel größer geworden, und die Supermarktkunden hätten weit weniger Biokartoffeln gekauft.

Für die Biobauern ist die Absatzkrise ein Novum. Bisher wähnten sich der Wachstumssektor ökologischer Landbau vor existenzbedrohenden Preiseinbrüchen geschützt. Den Plänen etwa des nidersächsischen Landwirtschaftsministeriums, die biologisch bewirtschafteten Flächen bis zum Jahr 2000 zu verzehnfachen, steht momentan selbst Bioland skeptisch gegenüber.

Immerhin hofft Harald Gabriel jetzt noch auf die Vernunft der Verbraucher. Die sollten statt der Biofrühkartoffeln, die bald aus Israel oder Südeuropa in die Bundesrepublik eingeflogen werden, jetzt lieber erst mal die heimische Ernte des letzten Jahres verspeisen. Jürgen Voges

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