piwik no script img

■ Ein Arbeitslosenprojekt zum KopierenEin Tropfen auf den heißen Stein

Die Jugendarbeitslosigkeit wächst. Kaum aus der Schule, stehen viele Hauptschulabsolventen schon auf der Straße. Da sitzt der Frust oft tief. Härter trifft es Jugendliche, die die Schule schon nach der siebten oder achten Klasse hinschmeißen. Viele sitzen den ganzen Tag vor dem Fernseher, hängen rum und greifen zur Flasche, um ihr Leben für einige Zeit zu vergessen. Ein Teufelskreis beginnt...

Einige Organisationen versuchen dem Problem Jugendarbeitslosigkeit Abhilfe zu schaffen. Wie Jugendliche die Zeit der Arbeitslosigkeit sinnvoll überbrücken können, zeigt das Caritas-Modell der „Fahrrad Bude“in Bonn. In einem Stadtteil, in dem viele sozial schwache Familien leben, versucht das Projekt seit zwölf Jahren arbeitslosen Jugendlichen zu helfen.

An einem abgelegenen Wendeplatz stehen, versteckt hinter Bergen von Fahrrädern, zwei Schuppen. Darin arbeiten Jugendliche an alten Rädern. Sie sind sehr beschäftigt. So soll es sein: Ziel des Projektes ist, vor allem Schulabbrechern und ausländischen Jugendlichen, die keinen Ausbildungsplatz finden, eine Chance zu geben. Sie lernen ein Jahr lang, Verantwortung zu übernehmen. Danach versuchen sie Handwerksberufe zu erlernen.

Die „Fahrrad Bude“lebt davon, gespendete Fahrräder zu reparieren und später wieder zu verkaufen. Der Lohn richtet sich nach der Anzahl der reparierten Räder und der Arbeitszeit. Außerdem überholen die Jugendlichen auch private Fahrräder gegen Entgelt.

Zwischen den Jugendlichen steht Armin Schultz. Er betreut die insgesamt zehn Jugendlichen, gibt ihnen Tips und zeigt, wie man bestimmte Probleme angeht. „Mir macht es Spaß, mit Jugendlichen zu arbeiten.“

Parallel zur praktischen Arbeit werden die Jugendlichen sozial-pädagogisch betreut. Das ist wichtig, weil manche ihre Zukunft unrealistisch sehen: „Ich will Lehrer werden, aber ich habe keinen Schulabschluß“, sagt beispielsweise der 17jährige Sascha. Er ist ein Fall für die Sozialpädagogin. Ihre Aufgabe ist es, mit den Jugendlichen gemeinsam deren jeweilige Berufsperspektive zu erarbeiten.

Das Bonner Modell ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein: Auf die zehn Plätze der Fahrrad Bude bewerben sich viel mehr Anwärter. Das zeigt, wie wichtig dieses Projekt für die Jugendlichen ist. Für sie wird ein Übergang zwischen Arbeitslosigkeit und Arbeitnehmer-Dasein geschaffen. Malte Florian Klein

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen