: Hundeklo macht froh
Die Tüte zum Haufen: Erste Ergebnisse zum Modellversuch mit drei Automaten ■ Von Silke Mertins
Wenn die Tüte nur nicht so durchsichtig wäre. Hertha Söhnlein (Name nicht geändert) schüttelt sich. Tapfer hatte sie aus dem Spender des neuerrichteten Hundeklos an der Reeperbahn/Ecke Holstenstraße ein Beutelchen gezogen. Ihr Liebling Rex hinterließ eine lange schmale Wurst. Als sie die Hinterlassenschaft ergriff und diese bräunlich und matschig durch die Tüte schimmerte, entfuhr ihr ein langgezogenes und herzzereißendes „Iiiiiiiii“.
Das Herrchen von Hermann, der Dogge, hat schon gestern sein Glück versucht. Er winkt ab. „Wenn Herrmann ,Groß' macht, geht das nicht in die Tüte“, regt er sich auf. Hermanns Herrchen versteht das alles überhaupt nicht. „Das ist doch alles biologisch“, weiß er, „und es düngt.“Denn sein Herrmann („Der versteht alles“) macht nie, „das kann ich beschwören“, auf den Bürgersteig.
Anita ist auch keine Hundeklo-Freundin. Was ihre beiden kleinen Yorkshire-Terrier machen, sei doch „so lütt“, man könne es kaum mit der Tüte greifen und „stört überhaupt nicht“. Außerdem ist sie gegen Plastik, also auch die Hundetüte. Daß die „umweltverträglich“sei, wie der Aufdruck versichert, „können die mir nicht weißmachen“. Zu allem Überfluß sei das St. Paulianer Hundeklo ständig mit Bierdosen vollgestopft.
Das stimmt nicht nur, sondern ist auch kein Einzelfall. Hundeklo Nummer zwei ist am Tatort Övelgönne auf dem Weg zum Strand aufgestellt. An diesem Brennpunkt in Sachen Hundescheiße ist gleichzeitig ein akuter Müllcontainer-Notstand zu beklagen. Schlimme Folge: Sektflaschen, Tetra-Paks und Grillrückstände wurden von verzweifelten StrandbesucherInnen in den Behälter gestopft. Abgenagte Knochen fallen zur Freude der Vierbeiner auf den Boden. Dieses Hundeklo macht Hunde froh.
Ein dritter Behälter steht an der Schönen Aussicht. Die Stadtreinigung habe „drei Schwerpunktstellen“für die „Doggy-Bag-Automaten“ausgesucht, gibt Umweltbehördensprecherin Jutta Hartung freudig Auskunft. Der Modellversuch sei im Rahmen der Maßnahmen für die „Sauberkeit der Stadt“entstanden.
Ende April wurden die Automaten aufgestellt. Reinhard Fiedler von der Stadtreinigung fällt es schwer, eine Bilanz zu ziehen: „Wir zählen die Haufen ja nicht vorher.“Wenn die weiße Durchsichtigkeit sich im Laufe des Modellversuchs als „abschreckendes Element“erweisen würde, würde er, Fiedler, sich für dunkle einsetzen. Ein Zeitrahmen für die Erprobungsphase steht nicht fest. Wenn „wir das Gefühl haben“, die Hundeklos kommen an, könne man über eine Ausweitung „nachdenken“. Bis dahin kommt der Haufen jenseits der Orte „mit besonderem Bedarf“erst einmal nicht in die Tüte.
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