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Rückwärts laufen

■ „Hamburger Erklärung“für die Stärkung des Schulsports unterzeichnet

Untersuchungen befördern manchmal schier Unglaubliches zutage. „Wenn Schüler der 3. Klasse kaum noch in der Lage sind, rückwärts zu laufen, ohne zu stolpern, dann müssen bei allen doch die Alarmglocken schrillen“, empörte sich gestern Alfons Schmidt vom Verband der Hamburger Sportlehrer. Zusammen mit GEW und DGB, Ärztekammer, AOK und weiteren Organisationen unterzeichnete der Sportlehrer gestern die „Hamburger Erklärung“für die Stärkung des Schulsports. Denn diesem, so die Befürchtung, drohen Qualitätsabbau und weitere Kürzungen.

Jüngstes Beispiel: Die Abschaffung des Schulsports an Berufsschulen. Künftig können Hamburger BerufsschülerInnen nur noch in den Sportverein gehen, wenn sie Interesse an Bewegung haben. „Wenn der Schulsport in Vereine delegiert wird“, so Sportwissenschaftler Jürgen Funke von der Uni Hamburg, „dann könnte man den Geschichtsunterricht ja auch gleich in die Hände von Vertriebenenverbänden legen.“

Drei Stunden Sport sieht der Unterrichtsplan in Hamburg bis zur 7. Klasse vor. Im Zuge der verläßlichen Halbtagsgrundschule wird eine dieser Stunden jetzt zur Disposition gestellt. Künftig sollen stattdessen sogenannte „Spiel- und Bewegungszeiten“stattfinden. Und SchülerInnen der 9. und 10. Klasse an Gymnasien, die bisher neben ihren zwei Pflichtsportstunden zusätzlichen Sportunterricht wählen konnten, ist diese Möglichkeit ab dem Sommer ebenfalls genommen.

Rund 26.000 Schülerunfälle werden jährlich in Hamburg registriert, erläuterte Marlies Bredehorst von der Landesunfallkasse. Sportunterricht könne diese Zahlen senken, weil er das Sicherheitsverhalten von Schülern sowie deren Kondition und Körperhaltung verbessern kann. Dieser Meinung ist auch Cornelia Peters von der Beratungsstelle Arbeit und Gesundheit. 80 Prozent aller Erwachsenen klagten über Rückenbeschwerden, jede vierte Frühverrentung gehe auf eine Rückenerkrankung zurück. Angesichts dieser Fakten, so Peters, „wäre gerade die Berufsschule der Ort, die Belastungen der Arbeitswelt durch Sport aufzugreifen“. Die Streichung des Sportunterrichts an diesen Schulen sei daher „völlig kontraproduktiv“.

Karin Flothmann

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