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Wieder freie Fahrt

■ Renitenter Radler ist auch nach der Erzwingungshaft immer noch ungebeugt

Bei Sonnenaufgang durfte Helge Mengel gestern seine Gefängniszelle verlassen. Nach vier Tagen „Erzwingungshaft“kam der Sozialpädagogik-Student wieder raus aus dem Knast, zum Beispiel, um das zu machen, weshalb er rein kam: nämlich Fahrradfahren.

„Unbefugte Straßenbenutzung“hatte ihm das Verkehrsgericht vorgeworfen, weil er trotz polizeilicher Aufforderung partout nicht den Radweg am Berner Heerweg entlang hoppeln und „aus Prinzip“auch das Verwarnungsgeld in Höhe von DM 40 nicht entrichten wollte. Auch eine Ladung zur „Erzwingungshaft“ignorierte er und wartete auf seine Verhaftung.

Wie war's im Knast? „Ich habe viel geschlafen.“Ab Dienstag „kam Hochstimmung auf, weil ich wußte, daß ich es bald geschafft habe“. Allerdings wirft Mengel der Anstaltsleitung vor, schikaniert worden zu sein. „Mir wurde die gesamt Wechselwäsche abgenommen, obwohl auf der Ladung stand, daß ich meine eigenen Klamotten mitbringen kann.“Anstaltseigene Kleidung gab es nicht. „Ich mußte also vier Tage lang in der gleichen Unterhose rumlaufen.“Außerdem seien ihm seine Bücher abgenommen worden. Auch die habe er, laut Ladung, als „Literatur zur beruflichen Bildung“mitbringen dürfen.

„Ich bin nicht bereit zu zahlen – nach wie vor nicht“, meinte Mengel gestern. Auf dem kombinierten Geh- und Radweg mit 1,50 Meter Breite lebe er als Radfahrer gefährlich, genauso wie er wiederum Fußgänger gefährde. Daß die Staatsanwaltschaft ihr Verfahren einstellt, glaubt er nicht. „Die würden ihr Gesicht verlieren.“Jetzt möchte er einen Antrag auf Gnadenerlaß an Bürgermeister Henning Voscherau stellen. fis

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