piwik no script img

Erfolg für Nonnen

■ Niedersachsen sichert Ausreise ukrainischer Familie nach Kanada zu

Hannover (taz) – Der 33jährige Flüchtling aus der Ukraine, den Niedersachsen aus dem Kirchenasyl im Kloster Dinklage heraus in Abschiebehaft genommen hat, darf mit seiner Familie nach Kanada ausreisen. Dies sicherte gestern der niedersächsische Innenstaatssekretär Claus Henning Schapper der Äbtissin der Benediktinerinnenabtei in Dinklage, M. Maire Hickley, zu.

Der Innenstaatssekretär beharrte in dem gut einstündigen Gespräch mit der Ordensfrau allerdings darauf, daß der 33jährige ehemalige Unteroffizier der Schwarzmeerflotte in Abschiebehaft bleibt, bis die kanadische Botschaft der Familie schriftlich die Aufnahme in Aussicht gestellt hat. Ordensfrauen der Benediktinerabtei Kloster Burg Dinklage hatten am vergangenen Donnerstag mit einer Sitzblockade eine Abschiebung der dreiköpfigen Familie aus dem Kirchenasyl heraus verhindert. Sie hatten auch am Wochenende vor dem Gefängnis in Vechta gegen die Inhaftierung des Deserteurs protestiert.

Nach Angaben des Innenministeriums in Hannover hat die Äbtissin in dem gestrigen Gespräch darüber berichtet, daß eine kanadische Ordensgemeinschaft aus Winnipeg bei den dortigen Einwanderungsbehörden schon morgen eine Garantieerklärung für die Flüchtlingsfamilie hinterlegen wird. Wenn diese Garantieerklärung an die kanadische Botschaft in Bonn übermittelt ist, wird die Flüchtlingsfamilie nach Auffassung der Ordensfrau sehr schnell einen Termin bei der kanadischen Botschaft erhalten, bei dem die weiteren Modalitäten der Weiterwanderung nach Kanada besprochen werden können.

Das niedersächsische Innenministerium will nun von einer Abschiebung der Flüchtlingsfamilie „zunächst absehen“. Wenn „eine positive schriftliche Äußerung“ der kanadischen Botschaft vorliegt, soll der am Donnerstag unter Bruch des Kirchenasyls inhaftierte 33jährige Deserteur aus dem Gefängnis in Vechta entlassen werden. Für die Abwicklung der Reiseformalitäten nach Kanada sollen er und seine Familie eine Duldung erhalten. Jürgen Voges

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen