USA im Opiumkrieg

■ Die Anti-Drogen-Behörde der USA bildet Truppe mit Kolumbiens Polizei

Wien (taz) – Eine gemeinsame Truppe einheimischer Anti-Drogen-Polizisten und Agenten aus den USA wird in Zukunft den Anbau von Schlafmohn und den Export von Heroin in Kolumbien bekämpfen. Dieses „Joint-venture“ im Krieg gegen die Drogen wurde am Dienstag von Thomas Constantine, dem Direktor der US- Anti-Drogen-Behörde (DEA) und Kolumbiens Polizeichef Rosso José Serrano in Bogotá besiegelt.

Constantine, der die Erfolge der kolumbianischen Polizei bei der Verfolgung der Kokainkartelle anerkannte, wurde bei seinem siebenstündigen Besuch in Bogotá mit dem höchsten Polizeiorden dekoriert. Die verstärkte Zusammenarbeit sei notwendig, weil der Anteil des kolumbianischen Heroins auf dem Drogenmarkt der USA drastisch angestiegen sei. Konnten 1989 noch über 90 Prozent der beschlagnahmten Menge auf asiatische Lieferanten zurückverfolgt werden, so kamen 1995 bereits 62 Prozent der harten Drogen aus Kolumbien. Vor allem in den Großstädten der Ostküste: New York, Boston und Philadelphia.

Außer gemeinsamen Einsätzen sieht das Abkommen auch eine verstärkte nachrichtendienstliche Zusammenarbeit vor. Finanziert und ausgerüstet wird die Truppe von den USA. Die DEA hält zwar seit Jahren eine nicht näher bekannte Anzahl von Agenten in Kolumbien und liefert die Entlaubungsmittel für die chemische Vernichtung der Coca- und Mohnfelder, hat aber bisher auf aktive Einmischung verzichtet.

Kolumbien war im Februar bereits zum zweiten Mal von der Regierung in Washington als eines der Länder gebrandmarkt worden, die nicht ausreichend bei der Drogenbekämpfung kooperieren – die Waffenhilfe wurde gestrichen und Wirtschaftssanktionen angedroht. Die Verurteilung richtet sich aber nicht gegen die Polizei, sondern gegen Präsident Ernesto Samper, dem vorgeworfen wird, seinen Wahlkampf mit Spenden des Drogenkartells von Cali finanziert zu haben. Ralf Leonhard