■ Hinterbank: Die Parteikrümper
Für die Abschaffung der Wehrpflicht schlucken die Jusos noch jede jungliberale Kröte. Die Nachwuchssozen, pfauenstolz, daß sieben SPD-Kreise ihren Antrag beim gestrigen Landesparteitag stützten, traten gemeinsam mit den Jungen Liberalen vor die Presse. Weil der Push für die wählerarme FDP offenbar nicht ausreichte, setzte sich auch die „Kampagne gegen Wehrpflicht“ mit an den Tisch. Die message: Weg mit der Wehrpflicht!
Die Botschaft hörte auch der SPD-Fraktionssprecher. Allein, ihm fehlte der Glaube, daß soviel verkehrte Welt (Jusojuli- Kampagne) politisch klug sein kann. Er gab der bunten Truppe keinen Raum. Die pikierten Jusos desertierten prompt zur PDS. Die, immer offen für offene Listen, sperrte gern ein Versammlungszimmer auf. So schwadronierten die Parteikrümper auf den allgegenwärtigen Politclown Christian Specht ein. Je größer die Koalition, um so lustiger das Ganze.
Während sich Oberjuso Matthias Linnekugel für seine unbedachte Spontankoalition schelten ließ, machte sich die Partei gestern in der Kongreßhalle schwere Gedanken über die Wehrpflicht. „Die Führerdichte ist zu erhöhen, die Führungsspanne zu reduzieren. Dadurch wird die [...] Führbarkeit erleichtert“, glänzte Ex-General Manfred Opel mit Krümperdeutsch. Der einzig Vernünftige in dem Laden war SPD-Bartträger Wolfgang Thierse. Trotz großer Sympathie für die Wehrpflichtabschaffer vertrat er die andere Position. „Die Wehrpflicht“, meinte er, „erscheint als der Garant militärischer Zurückhaltung.“ cif
Krümper hießen in Preußen die Vorgänger der Wehrpflichtigen. Ihre Ausbildung war kurz – und beschränkt.
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